Eine Cessna Baujahr 1963, 630 km Flugstrecke über der Namib Wüste Namibias, Sandsturm und starke Winde - mulmiges Gefühl in der Bauchregion inklusive - das ist der Stoff der Abenteuerfeeling aufkommen lässt. Über dem namibischen Himmel ist die Freiheit grenzenlos...
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Wir sind in Swakopmund an der Westkpüste Namibias inmitten der Namib Wüste. Swakopmund ist die erste Station auf unserer Wüstentour durch die Namib von Windhoek nach Kapstadt.
Wir sind noch ein wenig müde vom langen Flug nach Windhoek und der ersten 350 km langen Etappe nach Swakopmund, doch überglücklich.
Am Nachmittag haben wir einen Rundflug mit Pleasure Flights gebucht. Bereits auf unserer ersten Namibiareise hätten wir in Swakopmund gern etwas mehr Zeit verbracht, um uns die Namib aus der Vogelperspektive anzuschauen.
Dieses Mal haben wir uns den Traum vom Cessnaflug erfüllt. Ein nicht ganz günstiges Vergnügen mit ungefähr 5.000 Rand (ca. € 300) pro Person für einen 630 km Rundflug.
Dennoch haben wir uns dafür entschieden, denn wir wissen welche Schönheit uns erwartet.
Es geht in ca. 300 Metern Flughöhe über die Namib Wüste, das trockene Kuiseb Flussbett, die Gobabeb Wüstenstation, Dünenformationen und die Wanderdünen bei Sossusvlei. Der Rückflug führt entlang der "Verbotenen Küste" mit Schiffswracks, Robbenkolonien und Flamingo Schwärmen.
Der Flug deckt damit wesentliche Teile unserer Reiseroute bis Lüderitz aus der Vogelperspektive ab und lässt die vom Boden aus bekannte Landschaft in einem völlig neuen Blickwinkel erscheinen.
Auf dem winzigen Flughafen - mit nur einer Sandstartbahn - angekommen, warten bereits zwei Maschinen vom Typ Cessna auf uns - Baujahr 1964!
Unsere beiden Piloten waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf der Welt, die beiden sind eher das Baujahr Anfang der 90er Jahre.
Eine Kombination die mich in Afrika bei jedem Flug aufs Neue ungemein beruhigt.
Maschinen die sich in der Vergangenheit bereits über Jahrzehnte bewährt haben, fast nur aus mechanischen Teilen bestehen und bis auf das GPS ohne jegliche Elektronik auskommen sowie von jungen Piloten geflogen werden, die ihren Abend gern noch in einer Bar verbringen möchten.
Schnell finden wir unsere Plätze in der winzigen Maschine, der Motor beginnt zu knattern und die gesamte Karosserie der betagten Cessna vibriert.
Die Temperatur steigt stetig und der Sauerstoffgehalt nimmt (gefühlt) rapide ab, während die beiden Piloten letzte Startchecks durchführen (Einstellung des Benzin- Luftgemischs) und die Maschine langsam vom sandigen Stellplatz auf die Sandstartbahn rollt.
Die Startfreigabe ist vom Tauer schnell erteilt (es gibt keinen) und unsere beiden Maschinen sind sowieso die einzigen Flugzeuge in keine Ahnung wie vielen hundert/tausend Kilometern Umgebung...
Der Motor heult auf und die Maschine schiebt mit einem starken Ruck holpernd über die unebene Startbahn, aufgewirbelter Sand stiegt hinter der Maschine auf, bis die Cessna ganz langsam und behäbig aber gehörig wackelnd vom Boden abhebt.
Die ersten Flugminuten sind für mich als Achterbahnmeider immer besonders unangenehm - es ist nicht die Angst, vielmehr habe ich ein breites Grinsen auf den Lippen, nein es ist mein Magen, er fühlt sich so an, als ob ein Flummi Amok läuft.
Insgesamt sind Flüge über Wüstengebiet dank starker Winde und unterschiedlicher Lufttemperaturen zwischen den Luftmassen "a bit bumpy" und ich kämpfe regelmäßig mehr oder weniger den ganzen Flug über stark mit meinem Befinden.
Auf diesem Flug haben wir das besondere Vergnügen zusätzlich zu den Luftlöchern noch durch einen Sandsturm zu fliegen. Die Sicht sinkt binnen Sekunden auf wenige Meter ab und die Maschine scheint sich durch eine undefinierbare Soße zu kämpfen, lediglich der Boden unter uns ist noch zu erkennen.
Irgendwie fällt auch noch das Funkgerät zu diesem Zeitpunkt aus. Grundsätzlich kein Problem, da wir aber mit zwei Maschinen fliegen und uns der Sandsturm die Sicht nimmt, ein etwas mulmiges Gefühl, zumindest scheint es so für die etwas aufgeregt wirkenden Piloten zu sein.
Ich bin ehrlicherweise damit zufrieden das die Maschine fliegt und mache mir ansonsten keine weiteren Gedanken, außer das der Sandsturm mir jegliche Möglichkeit zum Fotografieren nimmt und das eine gelinde gesagt eine Katastrophe ist!
Da fliege ich um den halben Globus nach Namibia, plane und buche diesen Rundflug Monate im Voraus, damit mir ein teurer Platz sicher ist, um dann auf den "letzten Metern" während des Fluges von einem Sandsturm überrascht zu werden...
Bereits vor dem Flug habe ich mir überlegt, wo und wie ich im Flugzeug sitzen muss, um die besten Voraussetzungen zum Fotografieren zu schaffen...
Ich atme auf, als wir am ausgetrockneten Kuiseb Flussbett entlang fliegen - der natürlichen Grenze zu den roten Sanddünen der Namib, hier beginnt die Region um Sossusvlei - und der Sandsturm sich legt und den Blick auf die unglaubliche Dünenlandschaft freigibt.
Meine Erfahrungen der letzten Cessnaflüge über dem Okavango Delta in Botswana haben mich gelehrt - Fotografieren aus einer Cessna stellt eine gewisse Herausforderung dar und ist nicht zu unterschätzen.
Immer wieder habe ich mit dem physischen Befinden zu kämpfen - insbesondere starker Übelkeit - wenn der Sucher zu lange am Auge ist. Darüber hinaus gilt es ein blaues Auge zu vermeiden, ein unkontrolliertes schaukeln der Maschine lässt den Sucher der Kamera immer wieder schmerzhaft an mein Auge schlagen...
Die Ausrüstung habe ich von Anfang an auf ein Minimum beschränkt:
Als gutes Allroundobjektiv dient das Nikon 24-70mm f.2.8, lichtstark und flexibel. Außerdem ist das Objektiv ohne Gegenlichtblende von der Länge noch brauchbar, um den notwendigen Winkel von der Scheibe bis zum Wüstenboden physisch darstellen zu können (ohne sich den Hals ganz auszurenken).
Hauptschwierigkeit ist das Gegenlicht einer tief stehenden Sonne am Nachmittag.
Damit der Sensor der Kamera eine Chance hat, muss der Winkel maximal sein, so nahe an 90 Grad wie möglich für eine optimale Belichtung und mindestens 45 Grad für ein optisch vernünftig gestaltetes Bild.
Ein Klappdisplay eignet sich für diese Zwecke leider überhaupt nicht, grelles Lichte und ständigen wackelns berauben das Klappdisplay seiner Vorteile.
Zur Gestaltung von Bildern ist vorab "der" Bildausschnitt zu finden, der weder die Tragfläche, noch das Fahrgestell und den Schatten des Flugzeugs abbildet.
Ist die Herausforderung vollbracht, kann mit der Suche von Motiven begonnen werden.
Aufgrund des starken Gegenlichts ist ein Sensor mit hohem Dynamikumfang zu verwenden. Diesen Job hat der Sensor meiner Nikon D810 wirklich zufriedenstellend erledigt.
Zusätzlich verfügt der Sensor über ausreichend Megapixel, um das Bild im Nachhinein beschneiden zu können.
Als Grundeinstellung der Kamera ist die Blende f5.6 empfehlenswert, da Ihr direkt auf den Boden fotografiert, braucht Ihr euch um die Schärfentiefe keine Gedanken zu machen.
Vielmehr sollte die Belichtungszeit möglichst kurz sein, um trotz des Gewackels halbwegs scharfe Bilder zu produzieren. Zu diesem Zwecke gehe ich bei der etwas sensiblen Nikon D810 nicht unter 1/250 sek...
Des Weiteren steht ist der Autofokus auf AP-C (continuous) eingestellt. Das exakte Fokussieren ist die eigentliche Herausforderung eines jeden Cessnaflugs.
Durch das Fokussieren auf den Boden ergeben sich Probleme. Infolge der Ermangelung von Tiefe in den Strukturen funktioniert der Autofokus oftmals beim ersten Anlauf nicht.
Es empfiehlt sich den Fokuspunkt z.B. auf einen Dünenkamm zu legen, um dem Autofokus etwas Struktur zu anzubieten. Zugegeben etwas mühsam im Eifer des Gefechtes - jedes Bild zu antizipieren, in den richtigen Bildausschnitt zu rücken und sauber zu fokussieren, aber notwendig.
Das ist es, dass Foto auf das ich lange hingefiebert habe. Die Aufnahme des Dead Vlei kommt unscheinbar daher und dennoch ist diese Aufnahme selten und erfordert einiges an Planung, um auf den Auslöser drücken zu können.
Timing und die richtige Sitzplatzseite im Flugzeug sind essentiell es sei denn Ihr habt gleich die gesamte Cessna gechartert). Die richtige Seite habe ich mir bereits vor dem Start überlegt und mich dabei auf diese eine Aufnahme konzentriert.
Natürlich könnte das Licht noch etwas weicher sein, doch je später der Nachmittag, umso länger die Schatten der Dünen. Zusätzlich hätte der Sandsturm auch direkt über dem Dead Vlei liegen können oder ein Gewitter zieht auf (wie eine Woche zuvor). Bei weitem nicht alle Faktoren sind vorhersehbar, geschweigen denn planbar - es gehört immer auch eine gehörige Portion Glück dazu.
Nach dem Highlight Sossusvlei entfernen wir uns aus der Region der roten Sanddünen und fliegen in Richtung Süden - langsam geht der Sand der Namib wieder in ein leuchtendes gelb über.
Auf unserem Flug kommen wir auch an einigen der verlassenen Ghosttowns der Namib Wüste vorbei. Diese finden sich nördlich und südlich von Lüderitz, insbesondere im südlichen Teil, dem sogenannten Diamantensperrgebiet.
Bis Lüderitz oder gar in das Dimantensperrgebiet fliegen wir leider nicht und drehen ab mit Kurs auf den atlantischen Ozean, dort wo Wüste und Ozean direkt aufeinander treffen.
Hier herrschen besondere Winde, die die Voraussetzung für die Existenz der Namib als sogenannte Kontinentalwüste darstellen. Allerdings führen diese Winde zu einem massivem schaukeln - und starker Übelkeit meinerseits.
Entlang der sandigen Küste finden sich viele Schiffswracks. Der kalte, aus der Antarktis kommende, Benguelastrom ist rau und wild und dementsprechend ist auch die See und dies ist vielen Seefahrern zum Verhängnis geworden.
Besonders gefürchtet von Seefahrern ist die Skeleton Coast, dementsprechend viele Wracks gibt es in der Region nördlich von Swakopmund.
Besonders beeindruckt sind wir von der Eduard Bohlen, ehrlich gesagt mehr von dem berühmten Namen und der Geschichten als vom schemen-haften Anblick der Überreste aus der Ferne.
Es ist ein atemberaubender Ausblick, so weit das Auge reicht nichts als gelber Sand, Dünen und dazu der parallel verlaufende atlantische Ozean. Die sogenannte "Long Wall" ist teilweise weit über 100 Meter hoch.
Ein Moment der in Realität zu erlegen ist und dessen Foto nur ein armseliger Ersatz darstellt.
Die Namib ist mit ihrem Alter von ca. 80 Millionen Jahren die älteste Wüste der Welt und zugleich einer der unwirtlichsten und lebensfeindlichsten Orte unseres Planeten Erde.
Die Trockenheit der Namib ist auf küstennahe, kalte Meeresströmungen zurückzuführen. An der Atlantikküste fließt der sehr kalte, aus der Antarktis kommende, Benguela-Strom. Das kalte Wasser führt zur Kondensation der in der Luft enthaltenen Feuchtigkeit. Infolge des kalten Wassers ist die Luftschichtung immer sehr stabil und verhindert überwiegend eine hochreichende Konvektion die zu Regen führen kann.
Dafür gibt es an ungefähr 200 Tagen im Jahr Nebel in der Küstenregion, der sich in den kalten frühen Morgenstunden niederschlägt und für viele der dort lebenden Tiere und Pflanzen die einzig verlässliche Feuchtigkeitsquelle ist.
So entsteht eine einzigartige Landschaft, die absolut lebensfeindlich wirkt und auch ist und nichtsdestotrotz wimmelt es nur so vor Lebewesen!
Weiter gen Norden in Richtung unseres Ausgangspunktes fliegend, sehen wir immer wieder Schwärme von Flamingos über Lagunen fliegen.
Zuerst denke ich es sind hunderte, nein es müssen tausende sein - ein unbeschreiblicher Anblick.
Schneller als gewünscht überfliegen wir Walvis Bay und damit die ersten Anzeichen von Zivilisation. Unverkennbares Markenzeichen ist die rostige Jetty von Walvis Bay - eine von zwei Jetty`s in ganz Namibia.
Auch die Küstenstraße zwischen Swakopmund und Walvis Bay ist in Sicht - eine traumhafte Strecke direkt am Meer und zwischen den Dünen der Namib. Ein "must do" für jeden, der diesen Flecken Erde besucht.
Spätestens als ich die Jetty von Swakopmund unter mir erblicke wird mir endgültig klar - dieser unglaublich schöne Rundflug, mit all seinen unbeschreiblichen Eindrücken, findet vorerst hier auf dem Rollfeld ein Ende.
Ich bin überglücklich es erneut gewagt zu haben - trotz flauen Magens,. Immer wieder überrascht mich die Vogelperspektive auf`s Neue, da so ein völlig unbekannter Blickwinkel auf bereits bekannte Landschaften eröffnet wird.
Diese Landschaft ist einfach außergewöhnlich und atemberaubend, ich bin mehr als beeindruckend!
Ein Rundflug über die Namib und das Sossusvlei steht definitiv auf meiner Top Hitliste der must do`s in dieser Region. Solltet Ihr jemals in der Gegend sein, zweifelt nicht - macht es!
Ihr seit auf der Suche nach einem Fine Art Wildlife oder Faces Foto für Eure eigenen vier Wände, dann werdet Ihr bestimmt in meinem Shop fündig.
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Guenther Steinboeck (Donnerstag, 26 Januar 2023 00:08)
Hallo und guten Abend,
nur eine Frage, auf welchem Sitz in der Cessna bist Du bei Deinem Swakopmund -Flug gesessen????
Bitte um Info
Vielen Dank und liebe Grüße
SBG
Dennis (Donnerstag, 26 Januar 2023 08:22)
Hallo SGB, auf meinem Flug habe ich hinten links gesessen, hinten um möglichst zu beiden Seiten fotografieren zu können und links, falls doch jemand neben mir sitzt. Von Land kommend wird das Dead Vlei meistens von rechts in einer Linkskurve angeflogen. Mit dem Piloten kannst DU das sicher vorher auch besprechen.
Grüße und viel Erfolg Dennis