Im Namib Naukluftpark ca. 120 km südöstlich von Walvis Bay liegt die Wüstenforschungsstation Gobabeb im Nichts. Seit 1962 gibt es die Station bereits und in dieser Zeit hat sie sich einen Namen im südlichen Afrika gemacht. Auch als "profaner" Tourist ist ein Besuch von Gobabeb möglich, um z.B. einen Zwischenstopp auf dem Weg in die Sossusvlei oder nach Walvis Bay einzulegen.
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Als Gemeinschaftsunternehmen des Ministry of Environment and Tourism (MET) und der Dessert Research Foundation Namibia (DRFN) wird hier wirklich alles erforscht was kreucht und fleucht, egal ob Tok Tokkie Käfer oder morgendlich waberndem Küstennebel.
Auf einer Exkursion entdeckte der österreichische Insektenforscher Charles Koch 1958 inmitten des Namib-Naukluft-Parks einen Platz, der ihm für die Feldforschung geeignet schien. Sechzig Kilometer landeinwärts, dort wo das südliche Dünenmeer der Namib auf die Schotterebene im Norden trifft und das Flussbett des Kuiseb mit seinem dichten Baumbestand als natürliche Grenze dient.
Vier Jahre später eröffnete Koch die Station und nannte sie nach dem Topnaar-Wort für den Ort Gobabeb, was so viel bedeutet wie "Wo der Feigenbaum wächst".
Zahlreiche Projekte wurden auf der Station realisiert, z.B. Nebelnetze zur besseren Versorgung mit Trinkwasser, Brauchwasseraufbereitung, Photovoltaikanlagen zur 24h Stromversorgung, Sonnenkollektoren auf den Dächern für warmes Wasser und vieles mehr.
Darüber hinaus wurden aus dem lehmigen Sand des Kuiseb Lehmziegelhäuser errichtet, diese Kosten außer Know-How und Manpower fast nichts. Mit Projekten dieser Art soll der einheimischen Bevölkerung gezeigt werden, wie aus vorhandenen Rohstoffen Werte geschaffen werden können.
Als Gast kann Gobabeb nur nach vorheriger Anmeldung besucht werden, denn das Zentrum ist normalerweise für die Öffentlichkeit geschlossen.
Unsere Ankunft in Gobabeb wirkt surreal. Seit geraumer Zeit fahren wir durch die Schotterwüste in Richtung Homeb, nichts als Sand, Steine und Staub um uns herum, bis wir auf ein Ehepaar mit Ihrer kleinen Tochter treffen. Ihr Geländewagen, gefühlt aus dem Jahr 1970, ist auf halbem Weg von Homeb nach Walvis Bay liegengeblieben.
Unser erster Gedanke bei der Ankunft gilt deshalb dem Telefon der Forschungsstation, um Hilfe in Walvis Bay für die Familie zu rufen.
Hier in der Wüste hilft man sich und muss sich aufeinander verlassen können, ansonsten ist man aufgeschmissen.
Die weitläufig auf dem Gelände verteilten Unterkünfte sind zweckmäßig, mit kompletter Küche ausgestattet und eine kleine Terasse gibt es noch dazu, alles was man braucht...
Gobabeb liegt wirklich traumhaft an der Grenze der Schotterwüste zu den roten Namib Dünen des Namib Naukluft Parks, inmitten das ausgetrocknete Flussbett des Kuiseb als natürliche Grenze.
Um uns die Landschaft und Natur in Augenschein zu nehmen, machen wir uns auf den Weg des hauseigenen Walking Trail um die Station mit Querung des Kuiseb Flussbettes und bis zur Hausdüne. Bedingung des Vergnügens, immer den weißen Wasserturm im Augen behalten, ansonsten ist man schneller verloren als einem lieb ist.
Gesagt getan, schnell noch die Schuhe geschnürt und schon stehe ich inmitten des Kuiseb Flussbettes, welches ich mit Respekt noch etwas vorsichtig durchquere. Tief unter der Erde fließt das Wasser, unschwer zu erkennen am dichten und grünen Baumbewuchs am und im Flussbett. Wer weiß wer hier noch alles unterwegs ist und mich Städter unter die Lupe nimmt.
Überall ist Tierkot zu erkennen, ich scanne den Sand nach frischen und Exkrementen und Tierart - nichts frisches zu entdecken. Wahrscheinlich liegt das an meinen miserablen Fähigkeiten des Fährten Lesens und nicht daran das hier keine Tiere sind.
Persönliche Notiz an mich - auf der nächsten Reise muss ich ganz dringend wieder ein paar Bushwalks machen, um mein Wissen aufzufrischen
Kaum ist das Flussbett durchschritten wartet auch schon der erste Anstieg im tiefen roten Sand der Namib, um die noch weit entfernte Hausdüne zu erklimmen. Ich hatte ganz vergessen, wie schweißtreibend Tiefsandlaufen ist, es mag auch an der Nachmittagshitze liegen. Der Ausblick ist es auf jeden Fall wert...
Auf dem Rückweg in die Station kreuzen wir erneut den Kuiseb und laufen einige hundert Meter in seinem Flussbett. Plötzlich bewegt sich am linken Ufer unter einem Baum ein Kopf und für eine Sekunde bleibt mir das Herz stehen. Ich bin mir ganz sicher, es ist eine Löwin und wir stehen auf dem Präsentierteller - mitten im Flussbett.
Eine weitere Sekunde später realisiere ich, dass es sich "nur" um einen Oryx handelt, der tiefenentspannt zu sein scheint und sich für uns kaum interessiert, zumindest keinen Gedanken daran verschwendet uns mit seinen langen und spitzen Hörnen zu jagen. Ich bin so dermaßen erleichtert, Natur ist Natur und Afrika ist Natur pur - da geht es im Zweifel mal ganz schnell... Hakuna Matata.
Wir sind die einzigen Gäste heute, deshalb ist der Koch auch nach Walvis Bay gefahren, um sein kaputtes Auto reparieren zu lassen (keine Ahnung was daran kaputt ist, wenn es noch fährt - Afrika).
So kommen wir jedenfalls in einen besonderen Genuss, eine der Wissenschaftlerinnen kocht für uns und hat Dank mir auch gleich eine vegetarische Premiere am Herd. Serviert wird von der amerikanischen Praktikantin mit gebrochenen Bein und Gipsfuß.
Insistieren ist zwecklos, Gast ist Gast und so genießen wir unser Essen am Campingtisch auf Plastikstühlen, allein in der Vortragshalle von Gobabeb sitzend, diverse wissenschaftliche Plakate um uns herum an den Wänden hängend und ich verstehe kein Wort.
Mal wieder so ein Tag an dem ich wesentlich mehr erlebt als erwartet habe, wie an jedem meiner Tage in Afrika - irgendwo im Nirgendwo in Gobabeb...
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wrBEIRqX (Montag, 19 September 2022 18:51)
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wrBEIRqX (Montag, 19 September 2022 19:56)
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