Der Hohenstein Fels ist gelinde gesagt ein Geheimtipp in Namibia. Bei diesem Berg handelt es sich mit über 1.800m um den höchsten Berg Namibias und nicht etwa um die westlich gelegene Spitzkoppe mit ca. 1.600m. Hohenstein gehört zum Erongogebirge und besteht aus Granitfels. Besonders an dieser Gegend ist, dass Mineralien-bergbauarbeiter nach Turmalinen, Aquamarinen, Bergkristallen und anderen Schmucksteinen.
reisebericht, reiseblog, rundreise namibia damaraland hohenstein fels
Zu Beginn war mir unser Ausflug zu den Mineralienschürfern etwas suspekt. Der Hohenstein Fels sieht von der Lodge einfach nur massiv und hoch aus. Unser Guide erzählt immer ganz locker, dass wir den Berg ungefähr bis zur Hälfte erwandern werden. 900 Höhenmetern in 4 Stunden hoch und runter – wie soll das alles zusammenpassen... egal los gehts!
Mit entsprechenden Wanderstiefeln ausgestattet finden wir uns bei ca. 38 Grad am frühen Nachmittag ein und harren der Dinge. Es geht tatsächlich in Richtung Berg mit unserer Gruppe, die zum Glück alle fit aussehen und auch fit sind - die meisten sind wandern aus dem Süden gewohnt.
Irgendwo auf dem Weg zum Berg sammeln wir dann einen Mineralienschürfer ein. Ein sympathischer Kerl in den zwanziger Jahren mit Mütze auf dem Kopf, es ist ja kalt. Die Mütze dient tatsächlich als Sonnenschutz, ich würde implodieren vor Hitze. Zusätzlich trägt er noch 10 Liter Diesel für seinen Schlagbohrgenerator sowie so viel Proviant wie er nur tragen kann.
Meine Neugierde packt mich und ich fange an den Mann auszuquetschen. Ich erfahre, dass es zwischen 50 und 100 Mineralienschürfer auf dem Berg gibt, die hier Ihr Glück suchen, z.T. bereits Jahrzehnten – er ist auch bereits seit 10 Jahren dabei.
Die Schürfer leben mehr oder weniger von der Hand in den Mund und arbeiten so lange weiter, wie sie sich mit Diesel und Lebensmitteln versorgen können und immer in der Hoffnung auf den großen Wurf.
Teilweise hämmern und bohren sie sich über mehrere Jahre in das extrem harte Granitgestein, zwischen 50 und 100 Meter ist der Tunnel häufig tief, bevor sie in der mehr als schmalen Röhre – in die sich meistens gerade eine Person quetschen kann – hoffentlich auf eine Mineralienblase stoßen, die sie zu gemachten Männern macht.
Wer es geschafft hat, der verlässt den gefährlichen Berg und finanziert vom Dorf aus Mineraliensucher, mit denen man sich einen potenziellen Gewinn teilen.
Das ist der Stoff aus dem Legenden sind und der die Männer am Berg jeden Tag aufs Neue antreibt.
Sie leben in natürlichen Höhlen oder auf Felsvorsprüngen auf denen sie sich ein karges Zelt aus ein paar Stöckern und einer Holzplane basteln. Ihr ganzes Interesse gilt der Funktionsfähigkeit des Generators und des Schlagbohrers, solange der Bohrer läuft und sie etwas zu Essen haben, bleiben sie auf dem Berg.
Jeder Auf- und Abstieg mit und ohne schwere Ausrüstung ist lebensgefährlich ohne jede Art von Bergsteigerequipment.
Für unsere Strecke benötigen sie mit Proviant ¼ unserer Zeit und wir waren schon nicht langsam unterwegs.
Oben auf dem Berg gibt es den sogenannten Granithighway, hier erklimmen die Männer den Berg sogar rennend und dennoch lebensgefährlich, wie die Augen der Schürfer zu berichten wissen.
Ich bin froh, dass unser Guide uns angeflunkert hat und wir keinesfalls den Berg zu Hälfte erklimmen. Unser Ziel ist der sogenannte Marktplatz, den wir nach 1,5 Stunden schweißtreibendem Aufstieg erreichen. Hier verkaufen die Mineraliensucher ihre Steine an die paar wenigen Touristen, die es zu ihnen schaffen und natürlich an diverse Zwischenhändler, die die Steine in ganz Namibia oder sogar international verkaufen.
Die Männer erwarten unsere Ankunft schon seit einer gefühlten Ewigkeit, schließlich haben sie die Ankunft im Geländewagen oben vom Berg aus beobachtet.
Ich blicke in schüchterne Gesichter, die Männer scheinen die meiste Zeit unter sich zu sein. Jeder ist erpicht darauf mir seine Steine zu zeigen und natürlich möchten Sie alle einen Stein verkaufen. Die Geschäfte scheinen schleppend zu laufen und die Gesichter sind hungrig.
So viele Steine wie möglich wechseln den Eigentümer, wohl wissend, dass ich keinen Unterschied damit erreiche, außer die Hoffnung auf Touristen nur noch mehr zu schüren.
Eine Erkenntnis, die mich auf dieser Reise noch öfter in einen inneren Konflikt stürzt und vor Herausforderungen stellen wird, bis ich einen damit für mich akzeptablen Umgang finde.
Irgendwie versuche ich mich auf das Fotografieren zu konzentrieren, schließlich habe ich mir für diese Reise vorgenommen mehr Menschen zu fotografieren und zu portraitieren.
Nicht gerade eine einfache Aufgabe hier auf dem Berg, umgeben von lauter Männern, die Steine verkaufen und nicht fotografiert werden möchten – sie sind es nicht gewohnt im Fokus zu stehen.
Irgendwie bekomme ich dann aber doch das ein oder andere Foto, nachdem ich mich mit jedem Einzelnen unterhalten habe.
Am Ende steht diese kleine Reportage der Mineraliensucher vom Hohenstein Fels.
Ein Resultat, mit dem ich nicht gerechnet und das ich nicht eingeplant habe und dennoch hat mich die Geschichte dieser Männer sehr berührt und beschäftigt. Deshalb möchte ich hier von diesen besonderen Männer berichten und ihre Gesichter zeigen.
Wer sich jetzt von Euch auf die Reise in das Erongogebirge machen möchte, der kann entweder bei Carsten Möhle von Bwana oder auch direkt die Hohenstein Lodge buchen.
Ihr seit auf der Suche nach einem Fine Art Wildlife oder Faces Foto für Eure eigenen vier Wände, dann werdet Ihr bestimmt in meinem Shop fündig.
Eine Reise durch das Kaokoveld ist nicht die Einstiegertour in Namibia. Es dauert etwas, bis sich die Sinne bzgl. des eigenen Geschmacks geschärft haben und man abseits der ausgetretenen Routen zu suchen beginnt.
Das Kaokoveld ist mehr als eine Reise Wert, Namibias einsamer und wilder Nordwesten, ein unglaubliches und unbegreifliches Ökosystem, endlose Weite, unendliche Einsamkeit und in jeder Hinsicht besondere Menschen - das ist die sogenannte "Arid Eden Route" und nichts für Jedermann.
Kommentar schreiben
Elke Reiter (Sonntag, 10 November 2019 07:47)
Wunderschöne Seite mit ihren Bildern. Vor 10 Jahre wollte ich mal nach Afrika, genauer gesagt nach Kenia. Hatte ďort ein Stellenangebot. Leider kam etwas dazwischen, ein Schlaganfall. Deswegen teile ich das Leben von Denis und seine Abenteuer und Fotos. �
Dennis (Sonntag, 10 November 2019 17:20)
Hallo Elke,
vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine ehrlichen Worte. Ich wünsche Dir alles Gute!
wrBEIRqX (Montag, 19 September 2022 18:52)
1
wrBEIRqX (Montag, 19 September 2022 19:56)
1