Schon lange stand Island auf meiner Wunschliste, allein Reisen kam für mich jedoch nicht in Frage. Als Ronny Behnert eine Reise zusammen mit Sven Herdt im November 2016 anbot war die Devise klar, jetzt oder nie. Ronny kenne und schätze ich bereits von diversen anderen Workshops und Sven ist quasi ein halber Isländer und dazu noch ein hervorragender Landschaftsfotograf.
reisebericht reiseblog - fotoreise island
Gesagt getan, ehe ich mich versah saß ich im November im Flieger von Iceland Air nach Reykjavik. Das Wetter war die Woche vor der Abreise mehr als durchwachsen, es regnete bei meiner Ankunft und es war noch grauer als in Hamburg (quasi unmöglich), die Wettervorhersage war sich uneins und als Realist rechnete ich mit fortwährendem Regen und hoffte insgeheim auf Windstille.
Tja - Island im November, das ist wohl kein Sommerurlaub...
tag 1... reise in den süden gljúfrabúi, seljalandsfoss, reynir vík í mýrdal, skógafoss
Am kommenden Morgen verlassen wir das Vosshotel und steigen in unseren VW Transporter - Ronny, Sven, zwei weitere Teilnehmer und ich und fahren gen Osten.
Die vollständige Reiseroute, teilweise mit Unterkünften und den Fotospots habe ich Euch auf einer Googlemaps Karte markiert. Die Tour ist Wahnsinn - fahrt los!
Erster Stopp im grauen Island ist der Gljúfrabúi, ein verborgener Wasserfall der nur durch einen Felsspalt erreichbar ist und durch den ein Bach fließt.
Im Inneren der offenen Höhle schlägt uns die Gischt der Wassermassen entgegen. Ich habe meine grüne Regenvollmontur angezogen, quasi könnte ich schwimmen gehen ohne nass zu werden und das ist auch notwendig bei den Bedingungen.
Insgeheim denke ich mir, dass ist die isländische "Wassertaufe" - zumindest meine Nikon hat den Test bestanden. Irgendwie schaffe ich es dann auch noch eine halbwegs brauchbare Langzeitbelichtung aufzunehmen, obwohl das bei den Wassermassen eigentlich unmöglich ist.
Schon nach der ersten Lokation bin ich total begeistert, genau so habe ich mir das vorgestellt - kalt, nass, schwierig zu fotografieren und mittendrin statt nur dabei. Was hatte ich für ein fotografisches Tief im vergangenen Jahr. Südafrika hat mich natürlich motiviert, aber schon nach einem Spot auf Island war ist klar, ich habe wieder so richtig Lust den Auslöser zu drücken...
Weiter geht es zum nur 200 Meter entfernten Seljalandsfoss, ein imposanter Wasserfall. Der Fluss Seljalandsá stürzt hier 66 Meter tief über die ehemalige Küstenlinie in die Tiefe.
Im Gegensatz zum Gljúfrabúi treffen wir hier bereits auf wesentlich mehr Touristen, allerdings verteilen sich die Touristen auf Island grundsätzlich sehr gut, sodass fast immer gute Fotos umsetzbar sind. Nichtsdestotrotz sind auf Island, auch im grauen November, viele Fototouren unterwegs und da muss man hin und wieder die Beine in die Hand nehmen, um nicht zu kurz zu kommen.
Auch beim Seljalandsfoss ist die Langzeitbelichtung bereits nach wenigen Minuten im Kasten.
Weiter geht es zur dritten Lokation, nur wenige hundert Meter vom Skógafoss entfernt ist ein kleiner Parkplatz, der den Startpunkt unserer kleinen Wanderung mit dem Ziel eines weiteren Wasserfalls (diesmal unbekannten) ist.
Nach 30 Minuten marschieren wir über einen kleinen Hügel und die verschneite Landschaft liegt mutterseelenallein vor uns.
Mit unserer Ankunft auf Island ist es deutlich kälter geworden und der Schnee bleibt erstmals liegen, ein glücklicher Zufall. Weite Teile Islands wirken wie mit Puderzucker überzogen und bieten grandiose Fotomotive.
Manchmal ist die Stille trügerisch. Im einen Moment genießen wir noch die herrliche Stille und die Natur und im nächsten Moment kommt eine Fotogruppe mit 15 Teilnehmern um die Ecke. Ein Glück habe ich schon ein Bild im Kasten und die Landschaft menschenleer in meiner Erinnerung.
Wir sind spät dran für unsere vierte Lokation - die Felsnadeln von Vik. Auf dem Rückweg wird mir noch ein traumhaftes Islandponybild geschenkt.
Irgendwie kann das nicht mit rechten Dingen zugehen. Am Morgen waren die Wetteraussichten noch katastrophal, doch der Horizont scheint immer weiter aufzureißen und eine Lokation ist besser als die andere - ich bin begeistert.
Vík´s berühmte, schwarze Felsnadeln Reynisdrangar sind einer der magischen Orte auf Island. Eine Legende berichtet von drei Trollen, die ein Schiff an Land bringen wollten, währenddessen ging allerdings bereits die Sonne auf und verwandelte die Trolle, namentlich „Skessudrangur“, „Landdrangur“ und „Langsamur“, zu Stein.
Wie bereits erwähnt, wir sind spät dran zum Sonnenuntergang nach dem Tagesprogramm und alle springen aus dem Auto auf den Strand von Vík í Mýrdal, der eine mit, der andere ohne Gummistiefel...
Das Stativ ist schnell aufgebaut, um die letzten Sonnenstrahlen zu nutzen. Die Aufnahme ist gestartet und der Blick so fokussiert auf die drei Nadeln, dass wir die heranrollenden Wellen gar nicht bemerken. Plötzlich stehe ich mit meinen Gummistiefeln und Regenhose bis über die Knie im Wasser und kann meine Kamera mit Stativ gerade noch vor dem Wegspülen retten. Langsam merke ich, wie das kalte Atlantikwasser in meine Gummistiefel läuft, ansonsten komme ich unbeschadet davon.
Andere haben da schon höhere Verluste zu beklagen, keine Gummistiefel an den Füßen und ein Fotorucksack der seine Künste als Boot beweisen muss. Ja, die Ausrüstung wird hier vom ersten Tag an auf eine wirklich harte Probe gestellt.
Mit gefrorenen und nassen Füßen geht es schnell zur Unterkunft für diese Nacht, den Mid Hvoll Cottages, Die Holz Cottages liegen auf einem Bauernhof irgendwo im Nirgendwo - heiße Dusche und heiße Heizung inklusive.
Natürlich ist unser Soll für heute noch nicht erfüllt, doch bevor es bei nahezu Vollmond in die bittere Kälte zum Skógafoss geht, gibt es noch etwas warmes zu Essen, natürlich selbst zubereitet.
Der Schnee bietet einen wundervollen Anblick, den Vollmond nicht zu vergessen der die gesamte Szenerie erleuchtet. Auf den Fotos wirkt die Langzeitbelichtung fast wie eine Tageslicht, Mondlicht ist schon was Feines. Der Vordergrund ist bis in den kleinsten Winkel ausgeleuchtet und dennoch wirkt es in keinster Weise grell und selbst die Sterne, hier der große Wagen, sind auf den Fotos deutlich zu erkennen.
Keine Frage, das ultimative Sahnehäubchen ist natürlich das dezente, quasi verspielte Nordlicht über dem Skógafoss. Ein Foto bei dem sich eine wohlige Zufriedenheit bei mir einstellt.
So viele Landschaftsaufnahmen an einem Tag hatte ich nicht zu träumen erhofft.
Am Skógafoss sind an diesem Abend diverse Fotografen unterwegs, leider mit schlechter Wahrnehmung für Ihre Umwelt und verstärkter Wahrnehmung sich selbst gegenüber, um präzise zu sein wahre Egoisten, es geht nur darum das eigene Foto zu machen - alle anderen sind egal.
Wir nehmen es locker und erarbeiten uns langsam die beste Perspektive, warten bis die Lokation eine Aufnahme ermöglicht und haben Glück mit den Nordlichtern, so darf es sein - ausgleichende Gerechtigkeit...
Die letzte Handlung des Tages ist die ersehnte heiße Dusche gegen die Kälte und mein Bett, wie ich mich darauf freue...
tag 2... auf in den sturm reynisfjall, dyrhólaey, skalarheidi fjord
Der zweite Tag beginnt vielversprechend, zum Sonnenaufgang geht es an den schwarzen Lavastrand nahe Vík, mit Blick über den Strand von Reynisfjara in Richtung der Reynisdrangar.
Ein Glück erscheint die Sonne im November nicht vor halb zehn am Horizont und wir können etwas ausschlafen und in Ruhe frühstücken. Es ist ausreichend um neun an der Lokation zu sein...
Dementsprechend ausgeruht baue ich meine Kamera auf und genieße den Sonnenaufgang. Hin wieder bediene ich den Auslöser, um einen guten Moment nicht zu verpassen.
Diese Aufnahme hat mir klar aufgezeigt, Verlaufsfilter haben doch eine Daseinsberechtigung. Normalerweise bin ich nicht der Sonnenauf- und untergangstyp, doch diese Langzeitbelichtung finde ich cool.
Der Verlaufsfilter erspart einem viel Mühe. Ich habe es mit mehreren überlagernden Aufnahmen versucht, mit Unterbelichtung und Nachbe-arbeitung in Lightroom etc., wobei die Unterbelichtung die besten Ergebnisse bringt und dennoch schlägt der Verlaufsfilter alle im Nachhinein vorgenommenen Bildbearbeitungen. Was lerne ich daraus, die Aufnahme so sauber machen, das jegliche Nachbearbeitung unnötig wird.
Die schmerzlichen Anschaffungskosten werde ich wohl verkraften, viel mehr nerven mich klobigen Scheiben, die die Bewegungsfreiheit nicht unwesentlich einschränken. Na ja, irgend etwas ist ja immer.
Der Sonnenaufgang ist herrlich und zum Glück verhalten sich die meisten Fotogruppen technisch - aussteigen aus dem Bus und an der erst besten Stelle das Stativ aufbauen.
Perspektive ist alles und lässt sich im Nachhinein nicht mehr korrigieren. Da darf auch schon mal etwas herumgelaufen und durch den Sucher geschaut werden, bis die richtige Perspektive gefunden ist. Die beste Perspektive findet an diesem Morgen niemand vor uns.
Da wir gerade so gut in Fahrt sind, machen wir nach dem Sonnenaufgang gleich weiter mit ein paar Monochrom Langzeitbelichtungen, die Halb-insel Dyrhólaey bietet mehr als genug Motive.
Doch wie immer tickt die Uhr und wir müssen dringend weiter.
Der nächste Stopp auf unserem Weg zur Gletschelagune Jökulsarlòn ist eine tiefe Schlucht überzogen von feinem Puderschnee. Wir starten den schweißtreibenden Aufstieg zum Aussichtspunkt bei herrlichem Wetter. Am Aussichtspunkt angekommen hat der Wind allerdings schon deutlich an Fahrt aufgenommen und ich erinnere mich an eine Warnung des Fototrainers, den wir am Vortag getroffen haben, heute soll ein Sturm aufziehen!
Im laufe der Jahre hat mich die Fotografie eins mehr als schmerzlich lernen lassen, es gibt genau eine Gelegenheit, entweder Du ergreifst sie, oder Du hast sie verpennt und sie kommt nicht wieder. So baue ich in Windeseile mein Stativ nebst Kamera auf und drücke den Auslöser.
Wenige Minuten später ist der Wind bereits so stark in Böen, dass wir abbrechen und den Rückweg zum Auto antreten müssen.
Der Sturm gibt wirklich alles, so etwas habe ich noch nicht erlebt - vielleicht in einer Cessna sitzend über der Namib Wüste, als wir durch einen Sandsturm geflogen sind, damals war es allerdings schön warm und der Wind konnte mir nichts anhaben.
Hier hingegen kämpfe ich mit dem Wind, stemme mein ganzes Gewicht nach vorn um nicht nach hin zu fallen und dann immer wieder diese Böen, sie versuchen mich direkt in die Schlucht zu drücken. So langsam beginne ich zu erahnen, mit den Elfen Islands sollte man sich besser nicht anlegen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir unbeschadet das schützende Auto und machen uns weiter auf die Reise. Der Sturm ist mittlerweile zu einem ausgewachsenen Schneesturm geworden, neben Schnee fliegen auch diverse Steine durch die Luft, einer davon hinterlässt sichtbare Schäden auf unserer Windschutzscheibe - Aussteigen ist jetzt definitiv keine Option.
Langsam aber sicher bewegen wir uns vorwärts auf der Ringstraße um Island. Gerade als der Sturm uns etwas aus seinen Klauen zu lassen scheint erweckt ein unbekannten Wasserfall unsere Aufmerksamkeit.
Der Wind schlägt mir beim Aussteigen brutal ins Gesicht und meine Finger drohen bei der Bedienung der Kamera zu erfrieren. Irgendwie kommt die Aufnahme dann doch noch in den Kasten. Größte Herausforderung ist den genauen Moment abzupassen, bei dem der Wasserfall nicht vom Wind nach rechts geweht wird, sondern vertikal zu Boden fällt.
Schlussendlich erreichen wir irgendwann sicher unser Ziel das Hali Country Hotel. Kurz darauf wird die Ringstraße komplett gesperrt, ein wirklich seltenes Ereignis über das in allen Medien Islands berichtet wird.
Angestellte des Hotels fahren uns zum Essen in das 200 Meter entfernte Restaurant, das Risiko einen Stein an den Kopf zu bekommen ist einfach zu groß.
Es gibt heiße Getränke und eine anständige Mahlzeit zum aufwärmen. Zurück auf dem Zimmer fallen Strom und Heizung aus, wir wissen nicht, ob wir am kommenden Morgen losfahren oder im Hotel ausharren dürfen.
Die Elfen sind uns positiv gesonnen, der Strom ist mitten in der Nacht zurück und mein Zimmer erleuchtet wie ein Stadion, die Heizung sorgt für wohlige Wärme und die heiße Dusche am Morgen lässt mich wieder zu einem Menschen werden, der Tag kann kommen...
tag 3... eiswürfel, eiswürfel, eiswürfel - jökulsarlòn und vestrahorn
Gestärkt machen wir uns nach dem Frühstück, trotz Windböen, auf den Weg zum schwarzen Lavastrand von Jökulsárlón. Es handelt sich um den Gletschersee Islands, der durch einen schmalen Zufluss mit dem atlantischen Ozean verbunden ist.
Aus dem Gletscher brechen riesige Eisblöcke, die Jahre im Gletschersee umhertreiben und langsam abschmelzen, bis sie klein genug sind um durch eine flache Meerespassage in den Atlantischen Ozean zu treiben.
Unser Ziel ist der schwarze Strand am Atlantik und in unmittelbarer Nähe zur Gletscherlagune, denn hier wird die überwiegende Zahl der Eisblöcke angespült. Ebbe, Flut und Wind entscheiden darüber, wann und wie viele der Eisblöcke an den Strand getrieben werden. Jeder Morgen ist anders und man weiß nie was man bekommt...
Natürlich habe ich mir bereits vorher Bilder der Lokation im Internet angesehen, schließlich handelt es sich um die Lokation auf die ich mich am meisten gefreut habe.
Bilder dieser Art sind übrigens nur im Winter möglich, nur dann geht die Sonne über dem Ozean auf und ermöglicht grandiose Farbspiele.
Natürlich ist die Lokation anders als in meiner Vorstellung und im ersten Moment bin ich zugegebener Maßen etwas enttäuscht. Dennoch laufe ich in Gummistiefeln durch den schwarzen Lavasand auf das Meer von winzigen Eisblöcken zu. Sie verteilen sich wie Diamanten über den gesamten Strand. Ungefähr so stelle ich mir die Entdeckung der Diamanten im Märchental in Namibia vor.
Sekunden später entdecke ich die ersten großen Eisblöcke im Ozean treibend und am unteren Ende des Strandes. Mein Herz beginnt zu hüpfen vor Freude, wie bei einem kleinen Kind dem man gerade ein Legomodell geschenkt hat.
Die nächsten zwei Stunden vergehen wie im Flug, kein Gedanke an Kälte oder Wind, nur die Eisblöcke vor Augen, immer auf der Suche nach der richtigen Perspektive und dem perfekten Licht.
Leider ist es nicht so einfach wie es aussieht. Die Wellen des Atlantiks türmen sich immer wieder auf und zwingen uns unsere Position spontan zu verlassen, die Kamera samt Stativ aus den Wellen zu reißen und dabei nicht über-schwemmt zu werden.
Manche Eisblöcke werden durch die Kraft des Meeres plötzlich angehoben und bewegen sich schnell auf mich zu, manchmal so schnell, dass ich selbst nebst Kamera absäuft. So passiert es mir, aber keine Sorge - außer ein paar nassen Socken ist nichts passiert und die Kamera ist auch noch voll funktionsfähig.
Nach gut zwei Stunden im Wind und Wasser beginne ich trotz der Aufregung die Kälte langsam aber deutlich zu spüren und so entscheiden wir uns nach einem kurzen Sockenwechsel weiter in den Osten in Richtung Vestrahorn zu fahren.
Ich habe gänzlich keine Ahnung wer, wo oder was dieses Vestrahorn ist und das ist auch gut so, wenn ich mir vorher Bilder im Internet angeschaut hätte, dann wäre ich keineswegs so unvoreingenommen an das Fotografieren herangegangen.
Das Vestrahorn wird jedenfalls in der Touristenbroschüre bereits als "unique place" beschrieben, dem kann ich mich nur anschließen.
Bei unserer Ankunft haben wir diesen magischen Ort ganz allein für uns. Es ist Ebbe und ohne Spiegelungen im Wasser ist es gar nicht so einfach eine gute Perspektive zwischen den mit Gras bewachsenen Sandhügeln zu finden.
Der Wind ist stark und der Wolkenzug eine wahre Wonne, nach etlichen Versuchen und Ultralangzeitbelichtungen ist die erste Aufnahme mit 8 Minuten Belichtungszeit im Kasten.
Irgendwie lässt uns die Vorstellung des Vestrahorn mit Wasser im Vordergrund nicht los und wir machen uns auf den langen Weg zum Atlantik, klettern über Steine, immer mehr Steine und immer weiter, bis es nicht mehr weiter geht, immer auf der Suche nach einer guten Perspektive...
Genau eine Perspektive finden wir kurz vor Sonnenuntergang und unter starken Verrenkungen bauen wir unsere Stative auf und drücken den Auslöser.
Ich plane eine Belichtung von 5 Minuten für die Aufnahme und hoffe auf ein gutes Ergebnis. Während der Belichtung wird das Vestrahorn auf natürliche Weise vollkommen in Rot gefärbt, die Sonne wird von den tiefen Wolken gespiegelt und wirft das Spätnachmittagslicht auf das Vestrahorn, welches spontan und nur für einen kurzen Moment zu leuchten beginnt.
Klack - die Belichtung ist zu Ende, welch ein glücklicher Zufall der zu diesem Ergebnis führt.
Auf unserer Rückfahrt zur Unterkunft halten wir zum Sonnenuntergang, wie sollte es anders sein, an der Gletscherlagune Jökulsárlón.
Es ist gar nicht so einfach hier einen guten Bildaufbau im Durcheinander all der Eisblöcke zu finden. Außerdem treffen sich hier immer wieder Scharen von Touristen aus der Gegend zum Sonnenuntergang und vereiteln das ein oder andere schöne Bild.
Nach einem ordentlichen Abendessen entscheiden wir uns spontan erneut zum Gletschersee Jökulsárlón zu fahren, in der Hoffnung Polarlichter zu sehen.
Auch zu nächtlicher Zeit ist der Platz noch von Touristen und Fotografen bevölkert. Schon nach kurzer Zeit beginnt die Kälte der Nacht und das Eis auf dem wir stehen durch die Füße langsam in meinen Körper zu wandern und es dauert nicht lange bevor ich mich selbst wie ein Eisblock fühle.
So richtig scheinen die Polarlichter in dieser Nacht auch nicht tanzen zu wollen, immerhin ist ein leichtes über den Bergen zu sehen, das Mondlicht lässt die Aufnahme taghell erscheinen.
So machen wir uns nach einem langen Tag auf einen letzten Weg in unsere Unterkunft. Ihr ahnt gar nicht wie sehr ich mich auf eine heiße Dusche und mein Bett freue...
tag 4... noch mal eisspiele in jkökulsarlòn und dann zum svartifoss
Am nächsten Morgen geht es ein letztes Mal zu den Eisblöcken am schwarzen Strand der Gletscherslagune Jökulsárlón. Der erste Morgen hat uns einfach so sehr fasziniert, das wir eine zweite Gelegenheit nicht verpassen können.
Auch dieser Morgen ist fantastisch - es gibt Eisblöcke in unterschiedlicher Größe in Hülle und Fülle, Wolken ziehen über den Himmel, ein schmaler Streifen zwischen Atlantik und Wolken am Horizont ist frei und ermöglicht so ein außergewöhnliches Farbspiel während des Sonnenaufgangs.
Erneut geben zwei Stunden alles, vergessen die Zeit, den Wind und die Kälte und dann heißt es für diese Reise Abschied nehmen von meinem persönlichen Hotspot dieser Islandreise, dem schwarzen Sandstrand von Jökulsárlón und seinen Eisblöcken.
Weiter geht die Fahrt zum Svartifoss. Der Stórilækur stürzt hier über eine, von Basaltsäulen wie Orgelpfeifen eingerahmte, Felskante und fließt weiter ins Vestragil.
Der Weg zum Svartifoss ist anstrengend, nicht das uns die 30 minütige leichte Wanderung abschreckt; in der vergangenen Woche hat es aber viel geregnet und mit unserer Ankunft auf Island begann alles zu gefrieren.
Dementsprechend kämpfen wir uns über Eispisten die in Teilen an eine Bobbahn erinnern. Der Svartifoss ist wunderschön, aber leider wurde hier eine Art Aussichtsplattform für Touristen gebaut, um näher an den Wasserfall heranzukommen.
Wir klettern über die Absperrung und suchen uns eine unverbaute Perspektive, um den Svartifoss entsprechend in Szene zu setzen. Besonders die Eiszapfen an den Basaltsäulen und das Eis auf dem Wasser lassen den Svartifoss zu dieser Jahreszeit besonders interessant erscheinen.
Mal wieder klettere ich (ohne Gummistiefel) über Steine im Bach, teilweise durch den Bach, um die für mich richtige Perspektive zu finden. Leider ist das Licht nicht optimal, der Himmel ist wolkenlos und die Sonne knallt. Trotzdem versuche ich ein Foto zu machen und bin abends bei der Sichtung sehr froh, mal wieder so hartnäckig gewesen zu sein.
An diesem Abend ziehen uns keine Polarlichter in die Nacht, die Vorhersage ist quasi nicht existent und so beschließen wir den Abend im Warmen ausklingen zu lassen.
tag 5... fjallsaárlón, svinafellsjökull, dyrhólaey und nordlichter beim flugzeugwrack in sòlheimasandur
Der kommende Morgen führt uns zum Sonnenaufgang zum Fjallsárlón, einem kleinen und relativ unbekannten Gletschersee im Vergleich zu Jökulsárlón; nur wenige Kilometer östlich, aber mindestens ebenso schön - nein um ehrlich zu sein schöner!
Das Beste an diesem Morgen ist, dass wir vollkommen allein sind an diesem wunderschönen Gletschersee und den Sonnenaufgang und die Natur ungestört genießen können.
Auch an diesem Ort ist der Bildaufbau die Herausforderung, die dem Eischaos ein wenig Struktur verleiht.
Der heutige Tag steht bereits im Zeichen der Rückfahrt, noch nicht bis nach Reykjavik, sondern zu unserem ersten Zwischenstopp der Hinreise, den Mid Hvoll Cottages.
Erster Stop ist der Svinafellsjökull (der Schweinegletscher). Die riesigen Eismassen sind wirklich beeindruckend. Insbesondere die durch massiven Druck entstandene Form und die türkis blaue Farbe des Eises haben es mir angetan.
Der Schweinegletscher, mit der Gletscherzunge des Vatnajökull, ist mindestens so desillusionierend wie beeindruckend, denn nirgendwo ist die globale Erwärmung für mich bisher realer zu erkennen. Der Gletscher schmilzt, dass ist eindeutig zu sehen und ein Fakt; in schlechten Sommern ziehen sich die Gletscherzunge bis zu 500 Meter zurück!
Der letzte Spot des Tages ist erneut die Halbinsel Dyrhólaey, eigentlich hatten wir einen anderen Ort im Sinn, aber ein wolkenloser Himmel zwingt uns unseren Plan spontan anzupassen.
Am Aussichtspunkt angekommen lacht mein Herz, was für ein Blick über den Vatnajokull Nationalpark und vier Fotospots an einem Ort...
Ich habe Mühe alle Spots in einem Sonnenuntergang unterzubringen, glücklicherweise sind die Belichtungen aufgrund des blauen Himmels eher kurz gehalten.
Das letzte Bild des Tages gilt einem legendären Torbogen. Leider ist das Licht nicht mehr optimal und trotzdem muss da jetzt ein Bild her. Also klettere ich über die Absperrung, für mein Wohlbefinden zu nah an den Abgrund, um nach einer Probeaufnahme festzustellen - die Perspektive passt nicht.
Noch ein letzter Versuch muss her - Höhenangst hin oder her. Jetzt habe ich mir eine heiße Dusche im Cottage wirklich verdient und es kommt noch besser, es gibt hausgemachte Käsespätzle, bevor es dann wieder in die Nacht - in der Hoffnung auf Polarlichter - geht, die Vorhersage ist jedenfalls optimistisch.
Da wir nicht wissen aus welcher Himmelsrichtung die Polarlichter kommen werden (falls sie denn kommen) entscheiden wir uns zum Flugzeugwrack in der Einöde von Sólheimasandur zu fahren.
Fahren ist gut, um genau zu sein bis auf den Parkplatz 4 bis 5 km vor dem Wrack, ab dort ist Marschieren angesagt. Ein paar Islandtouristen konnten sich mal wieder nicht benehmen und haben das Land als Offroadpiste für ihre 4x4 missbraucht haben. Der Eigentümer hat die Zufahrt für PKW`s dann verständlicherweise kurzerhand gesperrt.
Ein weiterer Pluspunkt dieses Ortes ist, wer ist schon bereit gut 4 km durch die dunkle Nacht, bei Wind und Kälte, durch die Einöde von Sólheimasandur zu marschieren, um das am 24. November 1973 abgestürzte Flugzeugwrack der Douglas Super DC-3 zu fotografieren - nur Nerds...!.
Wer geht da schon freiwillig nachts hin, inbesondere wenn ganz in der Nähe der leicht zugängliche und wunderschöne Skógafoss zum fotografieren lockt.
Die Maschine musste übrigens auf dem Weg nach Europa aufgrund eines vereisten Vergasers die Notlandung antreten und ging nur wenige hundert Meter hinter der Küstenlinie in der Sólheimasandur nieder.
Unser Plan war gut, er musste einfach aufgehen und so machten wir uns mit vollem Marschgepäck auf den fast einstündigen Weg zum Flugzeugwrack. Der Wind pfeifft uns um die Ohren, zum Glück haben wir Rückenwind (hoffentlich dreht der Wind für den Rückweg) und dennoch nimmt und nimmt der Weg kein Ende. Nach eine gefühlten Ewigkeit meinen wir die Umrisse der alten Dame endlich erkennen zu können.
Noch unsicher im Dunkeln tappend, wird das Wrack plötzlich von Taschenlampen erleuchtet und ein ohrenbetäubender Lärm dringt in unsere Ohren.
So viel ist sicher, wir sind nicht allein! Im Gegenteil, eine Gruppe von 10 bis 15 Chinesen hat das Wrack bereits in fester Hand. Sie veranstalten eine sich abwechselnde Modenschau auf den Tragflächen, inklusive Taschenlampen-hotspotbeleuchtung für das jeweilige Model, Milchstraße und Polarlicht im Hintergrund.
Die ganze Show dauert unfassbare 2 Stunden in denen ich ein einziges brauchbares Foto machen kann, meine Nerven sind maximal beansprucht; die Kälte zieht über meine Füße langsam und unaufhaltsam in den ganzen Körper...
Als die Gruppe dann wahrhaftig Anstalten macht zu gehen mache ich innerlich Luftsprünge, doch die Freude wehrt nicht lang, eine Person hat anscheinend einen Handschuh verloren, dieser wird eine weitere halbe Stunde erfolglos mit Taschenlampen gesucht und vereitelt jedes weitere Foto.
Endlich sind wir allein und nachdem wir uns selber auch etwas beruhigt haben, arbeiten wir die nächste Stunde hart an einem einzigen Bild - Wrack mit Milchstraße, Polarlicht und Asteroid.
Vollkommen durchgefroren machen wir uns weit nach Mitternacht auf den knapp einstündigen Rückweg. Das Gute ist, die kalten Knochen laufen sich wieder warm und binnen kürzester Zeit schwitze, aber die nächtliche Wanderung will so schnell kein Ende finden.
Ich träume von meinem Bett während ich einen Fuß vor den anderen setze und bin eingeschlafen bevor mein schwerer Körper auf die Matratze trifft.
tag 6... rückreise durch den "golden circle" - geysir strokkur und bruararfoss
Den kommenden Tag gehen wir ruhiger an, lassen das Sonnenaufgangsfoto ausfallen und machen uns direkt auf in Richtung Reykjavik. Vorher begeben wir uns aber noch auf den "Golden Circle" und folgen den Touristenmassen für ein kurzes Stück bis zum Geysir Strokkur.
Ein Islandbesuch ohne Geysir Strokkur ist möglich, aber nicht erstrebenswert. Schwefelgeruh zieht mir in der Nase und die ansonsten gefrorene Umgebung wird immer nasser, matschiger und wärmer je näher ich Strokkur komme.
Alle paar Minuten, um genau zu sein alle 5 Minuten, stößt Strokkur eine heiße Wasserfontäne in die Luft und tankt dann neue Energie für den nächsten Stoß.
Ich nutze das Gegenlicht, um möglichst viele Touristen um mich herum auszublenden. 15 Minuten hocke ich auf dem nassen Boden, nachdem ich mich über eine nasse Eisplatte an den Spot gekämpft habe und erschrecke mich dann dermaßen beim Ausbruch von Strokkur, dass ich das Photo beinahe vermassele.
Unser Touristenbedarf ist gedeckt und wir machen uns auf in die Einsamkeit in Richtung Bruararfoss. Kein Schild deutet auf diesen Wasserfall und auch wer einen von vier Parkplätzen erreicht hat, muss sich noch durchs Dickicht schlagen.
So mag ich es, zwar sind meine Hände und Füße bereits bei der Ankunft abgestorben und dabei habe ich meine Neoprengummistiefel an, zum Abschluss wartet noch das eiskalte Wasser. Wir genießen die Einsamkeit des Ortes und fotografieren nebenbei ganz in Ruhe.
Höhepunkt ist der Abstieg zum Bruarfoss und das Waten im eiskalten Wasser. Mir war noch nie so kalt in meinem Leben, das Wasser gefriert auf meiner Linse, mein Stativ ist nach kurzer Zeit im Wasser gefroren und lässt sich nicht mehr verstellen, da hilft nur noch massiver Feuerzeugeinsatz, und zu guter letzt gefriert auch noch kurz der Spiegel meiner Nikon. Nach ein paar Minuten unter der wärmenden Jacke geht es dann weiter. Meine Nikon ist echt hart im nehmen und das nicht nur hier auf Island.
Zitternd und zufrieden machen wir uns schlussendlich auf den Weg nach Reykjavik, der letzten Station dieser Islandreise.
Ich stelle fest, ich bin wirklich K.O. und zufrieden. Eine Woche Island, fast immer perfektes Wetter in dieser atemberaubenden Landschaft, haben meine Erwartungen bei Weitem übertroffen.
Eine Fotoreise nach Island ist definitiv etwas Besonderes, allerdings gilt wie immer, ohne Fleiß kein Preis und die Bedingungen auf Island können herausfordernd sein..., traut Euch - no regrets.
tag 7... heimflug
Am nächsten Morgen, nein zu nächtlicher Zeit, geht es zum Flughafen Keflavík und über Copenhagen bis nach Hamburg. Außerhalb der Saison ist der Flugplan leider etwas eingeschränkt, dafür kosten die Fluge nur gut 50% des Hauptsaisonpreises.
Für mich steht fest, ich werde wiederkommen...
Ist Eurer Interesse geweckt, dann schaut einfach direkt bei Sven oder Ronny vorbei...
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