overlanding reisebericht uganda - in den mabamba swamps auf der suche nach dem schuhschnabel

Da steht er an diesem Nachmittag nur wenige Meter von mir entfernt, der Schuhschnabel, inmitten der Mabamba Swamps in Uganda. Ich kann es kaum fassen! Keine 24 Stunden zuvor waren wir noch in Deutschland, heute morgen die Landung in Entebbe und heute Nachmittag fahren wir über den Victoriasee zu den Mabamba Swamps, auf der Suche nach dem Schuhschnabel...

 

Was wird das denn hier jetzt, ein Blog für Bird Nerds?  Ja, irgendwie schon und für Reiselustige und Naturliebhaber. Jetzt mal ehrlich, wer von Euch kennt schon den Schuhschnabel, den Balaeniceps rex, quasi keiner oder? Und wer hat den Schuhschnabel schon selbst in freier Wildbahn beobachten dürfen, ich denke kaum jemand.

 

Genau aus diesem Grund schreibe ich diesen Blog, auf der Suche nach dem Schuhschnabel - wer hätte gedacht, dass es so einfach sein kann!

Der Schuhschnabel gehört erwartungsgemäß zu den gefährdeten Vogelarten und ist ebenso ein Relikt aus der Urzeit wie das Krokodil. Seinen natürlichen Lebensraum hat der Schuhschnabel in den Sümpfen Südsudans, Ugandas, Tansanias und Sambias. Insgesamt gibt es aktuell nur noch ca. 8.000 Vögel weltweit, von denen ungefähr 80% im Südsudan leben.

 

Da bleiben nicht mehr viele übrig zur Beobachtung und in den meisten Ländern sind die Gegenden abgelegen und schwer zugänglich. Beobachtungen aus nächster Nähe sind eine Seltenheit. Darüber hinaus ist der Schuhschnabel im Sumpf auf einen bestimmten Wasserstand angewiesen, um mit seinem riesigen Schnabel effektiv jagen zu können. Ist der Wasserstand zu hoch oder zu niedrig, so zieht der Schuhschnabel weiter. Wer hätte damit gerechnet, dass dieser bis zu 1,20m groß werdende Vogel tatsächlich fliegen kann, insbesondere mit dem riesigen schwerpunktverlagernden Schnabel. Er kann es, ich habe den Schuhschnabel  mit meinen eigenen Augen fliegen sehen.

 

 

Wenige Wochen vor dem Antritt unserer Ugandareise war ich noch ein wenig im Internet auf Recherche unterwegs, als mir plötzlich ein Post über die Mabamba Swamps mit einem Foto vom Schuhschnabel über den Weg lief. Ich konnte es kaum glauben, dass die Swamps nur ca. eine Bootsstunde von Entebbe und dem internationalen Flughafen entfernt sind. Komisch, dass ich  davon bisher überhaupt keine Ahnung hatte.

 

Problemlos habe ich in kurzer Zeit einen Guide gebucht, der uns zu den Mabamba Swamps bringen soll. Gute 24 Stunden vorher ist unser Flieger in Hamburg gestartet und hat uns nach Entebbe in Uganda gebracht, Landezeit halb vier Uhr morgens. Es ist drei Uhr nachmittags und ich stehe im kleinen Hafen von Entebbe vor einem alten und löchrigen Holzboot mit Außenbordmotor. Diese Nussschale soll uns über den offenen Victoriasee in die eine Stunde entfernten Mabamba Swamps bringen.

 

Unser Guide und der Captain springen an Bord der Nusschale, reichen uns eine Schwimmweste, und los gehts in dem schaukelnden und langsam volllaufenden Kahn. Glücklicherweise hat der Kapitän sein Schöpfgefäss nicht vergessen und sogar Handyempfang gibt es auf dem Victoriasee, dem größten Binnensee Afrikas.

 

 

Nach einer guten Stunde haben wir den Rand der Swamps erreicht. Die Swamps bestehen in ihren Ausläufern hauptsächlich aus schwimmenden Grünpflanzen und Papyrus, kleine natürlich schwimmende Inseln sozusagen, die ein vollkommen undurchsichtiges Dickicht aus immer schmaler werdenden Kanälen.

 

Hier stiegen wir aus unserem "großen" in ein noch kleineres Holzboot um. Unser neuer Kapitän ist ein einheimischer Fischer, der hier glücklicherweise jeden Kanal auswendig kennt. Nach kurzer Fahrt werden die Kanäle immer schmaler und flacher und unser Kapitän klappt den Außenborder ein und greift zum Holzstab, um uns das letzte Stück durch die Sümpfe schweisstreibend zu manövrieren.

 

Plötzlich ist es soweit und ein Schuhschnabel steht keine fünf Meter von mir entfernt. Etwas weiter entfernt im Dickicht sitzt sogar ein Junges. Ich kann mein Glück gar nicht fassen, insbesondere als der Schuhschnabel anfängt entspannt auf uns zuzukommen und keine drei Meter entfernt nach Fischen Ausschau zu halten beginnt.

 

Ein weiterer Schuhschnabel landet plötzlich einige Meter entfernt im Dickicht, ich nehme es nur aus dem Augenwinkel wahr, aber so ungefähr stelle ich mir Flugdinosaurier vor. Unser Guide ist ähnlich aus dem Häuschen wie ich und fotografiert was die Speicherkarte hergibt. Nur der Fischer schaut gelangweilt drein und schreibt SMS auf seinem Handy. Tja, so unterschiedlich können Blickwinkel sein, für uns ist es der absolute Wahnsinn und für ihn eben "nur" Alltag.

 

Knapp eine Stunde verbringen wir mit dem Schuhschnabel, bevor er oder sie sich spontan entscheidet aus dem Stand wegzufliegen - was für ein faszinierendes Bild und was für eine unglaubliche Erfahrung.

 

Wir sind noch keine 24 Stunden in Uganda und ich habe gerade eine Schuhschnabelbeobachtung erlebt für die andere ganze Reisen planen und wochenlang auf die Suche gehen, manchmal erfolglos. Es handelt sich um riesiges Glück, eine Begegnung dieser Art erleben zu dürfen und dennoch sind die Mabamba Swamps auch ein hervorragender Platz, vielleicht der beste Platz auf der Welt, um den Schuhschnabel zu beobachten. Definitiv ist es der Platz auf der Welt, der am einfachsten erreichbar ist.

 

So darf es weitergehen auf unserer Ugandareise zu den Gorillas und Schimpansen.

 

Für all diejenigen von Euch die nicht genug vom Schuhschnabel bekommen können gibt es noch den Mabamba Swamps VLOG direkt aus Uganda.

 



 

Gereist sind wir mir Pierre Pienaar von Finest Travel, mit Pierre sind wir auch bereits auf Safari mit Kids im Kruger Nationalpark gegangen. Direkt buchen könnt Ihr die Tour auch in Uganda bei Wildtroopers.

 




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