Es ist noch stockfinster als unsere Air Namibia Maschine aus Frankfurt am Morgen in Windhoek landet.
Dabei liebe ich es so sehr, aus Johannesburg kommend, über die rote Kalahari zu fliegen und auf dem Flughafen von Windhoek zu landen, der aus der Luft eher wie ein kleiner Sportflughafen aussieht und nicht wie ein International Airport.
Wir steigen aus der Maschine und gehen verschlafen über das Rollfeld. Kurze Zeit später sind wir abgefertigt und stehen in der kleinen Ankunftshalle.
Ich halte Ausschau nach unserem Fahrer, er trägt kein Namensschild, dafür aber Badelatschen und Sporthose und gibt sich zu erkennen, nachdem alle Anderen gegangen sind - die afrikanische Methode.
David ist nett und die halbstündige Fahrt bis nach Windhoek vergeht wie im Flug.
Als der Morgen graut stehen wir bereits vor Carsten Möhles Tor. Carsten ist der Inhaber von Bwana Tucke Tucke, dem Reiseunternehmen mit dem wir fast immer unsere Reisen in Afrika planen. Das Schild "Experimental Snake Farm" prangt noch am Tor und auch seine beiden Wachgänse Old & Brown begrüßen uns erwartungsgemäß verhalten.
Auf in den Norden, nach Otjiwarongo bis zur Aloegrove Safari Lodge
Carsten tritt uns in seinem typischen Outfit entgegen, khakifarbene Lederhose (sehr kurz), khaki farbenes Hemd und Safaristiefel. Es sind gerade mal zwei Grad morgens in Windhoek und ich schlottere.
Beim Frühstück und einem afrikanischen Kaffee holt Carsten dann die Karte von Namibia und Botswana raus, fängt an in seiner typischen Art und Weise die Reiseroute zu erklären und zeichnet diese dann mit lockerer Hand und Neonmarker ein.
Carsten ist einfach ein Unikum, entweder man bucht immer wieder über ihn, oder nie wieder. Uns jedenfalls hat Carsten mit seinen individuellen Touren und Herausforderungen so fasziniert, dass es keine Alternative für uns gibt.
Kurze Zeit später halte ich die Schlüssel unseres Toyoter Hilux, strong Engine, höher gebockt und mit Mudreifen, in der Hand und grinse. Zwar hat die Übergabe gefühlte zwei Stunden gedauert - so ist das in Afrika, Ihr könnt es akzeptieren oder auch nicht, ändern werdet Ihr es jedenfalls nicht.
Ich rolle auf der rechten Straßenseite vom Hof und werde vom Beifahrersitz verschreckt darauf hingewiesen, dass ich doch besser auf der linken Seite bleiben soll. 21 Tage Namibia und Botswana liegen vor uns - 4.000 km Strecke.
Die erste Herausforderung wartet bereits. Ich bin müde vom Nachtflug, es ist 10 Uhr und wir haben 360 km auf guter Teerstraße vor uns. Unser Ziel liegt nördlich von Otjiwarongo, die Aloegrove Safari Lodge, gut vier Stunden Fahrt sind zu bewältigen. Wir sollten nicht später als 15 Uhr ankommen, um den Nachmittagsgamedrive nicht zu verpassen.
Der Einkauf im Supermarkt wird auf das Nötigste beschränkt auf Wasser, Sleep Well und Kekse und dann noch der Geldautomat geplündert, bevor wir Windhoek endgültig hinter uns lassen.
Wir sind gut drauf, doch die langweilige Strecke - hunderte von Kilometern gerade aus - fordert ihren Tribut und ich muss mich zusammenreißen, um nicht einzuschlafen. Wir schaffen es, kurz vor 15 Uhr stehen wir vor dem Godzilla-Tor der Aloe Grove Safari Lodge - erschöpft und zufrieden.
Die private Lodge liegt auf einem Hügel des weitläufigen Farmgeländes, die Chalets sind schön und geräumig, unsere Gastgeber überaus freundlich.
Game Drive heisst hier neben dem üblichen Antilopenschau vor allem eins, Löwen, Leoparden und Geparden.
Zwar leben die Katzen alle in riesigen abgesperrten Gehegen und können auch nicht mehr in die freie Natur ausgewildert werden. Bevor sie hierher gekommen sind, wurden sie aus irgendwelchen Gründen an Menschen gewöhnt und haben deshalb ihre Scheu verloren.
Geparden sind meine Lieblingstiere, ich liebe diese katzenähnlichen graziösen Tiere und kann nicht genug von ihnen bekommen.
Der Gepard hier noch jung und ich darf während der Fütterung in sein riesiges Gehege zum Fotografieren. Hier gelingt mir bei perfektem Licht mein bisher bestes Gepardenfoto, ich bin total glücklich.
Der Sundowner Drink ist hervorragend, mein erstes eiskaltes Windhoek Lager und ein spektakulärer Sonnenuntergang. Wir speisen hervorragend, bestens umsorgt von unseren Gastgebern - kurze Zeit später falle ich vollkommen erschöpft ins Bett.
Gen Osten in Richtung Botswana bis nach Tsumkwe
Der nächste Morgen ist kalt, eiskalt - unsere Fenster sind kurz vor dem Gefrieren - aber der Sonnenaufgang entschädigt für alles.
Gut vom Frühstück gestärkt machen wir uns um 8 Uhr auf den Weg in das 470 km entfernte Tsumkwe, irgendwo im Nirgendo vor der Grenze zu Botswana.
Das erste Stück bis Grootfontein ist noch geteert, hier bevorraten wir uns im lokalen Supermarkt mit allem Notwendigen für die kommenden Wochen. Wie immer sind wir die einzigen Weißbrote im Supermarkt, es gibt alles was das Herz begehrt, von 20 kg Mehlsäcken bis zu Berlinern und Makronen, einem Überbleibsel aus deutscher Kolonialzeit.
Kurze Zeit später sind wir offroad auf unserem ersten Pad und fahren und fahren in die Einsamkeit.
Hin und wieder kommen wir an kleinen Siedlungen vorbei und auch mal an einem Dorf oder Kettle Post. Unsere Staubfahne ziehen sich durch die unendlich Weite, es ist bereits später Nachmittag und noch immer ist unser Ziel nicht in Sicht.
Wir haben keine Pause gemacht und keine Panne und kämpfen gegen die Zeit. Wenn eins wirklich uncool ist in Afrika, dann nach Sonnenuntergang zu fahren und dazu noch in unbekannter Umgebung.
Es wird so dunkel in Afrika, da seht Ihr nix mehr vor Augen und irgendwie sind alle Tiere auf der Straße. Wir haben Glück und erreichen die Tsumkwe Lodge erschöpft 30 Minuten nach Sonnenuntergang.
Die Lodge ist wirklich sehr, sehr einfach. Immerhin gibt es eine warme Dusche und etwas essbares. Eigentlich wird noch eine Gruppe erwartet, aber wir bleiben die einzigen Gäste an diesem Abend. In Afrika ist man auf sich selbst gestellt und das sollte man nie vergessen.
Grenzübertritt nach Botswana bis in Ngepi Camp
Am nächsten Tag geht es weiter nach Botswana und dann noch weiter in den Caprivi Strip Namibias, bis in das 440 km entfernte Ngepi Camp.
Wir halten an der Tankstelle, die gleichzeitig auch der einzige Laden in Tsumkwe ist, um uns mit Diesel zu bevorraten. Wir haben zwar zwei Doppeltanks mit 120 Litern Fassungsvermögen, aber die Entfernungen sind groß und manchmal hat die nächste Tankstelle leider auch kein Diesel.
Während ich tanke werde ich von den Frauen auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit ihren Baby`s belagert. Wie es scheint leben sie dort, das suggerieren zumindest die Kessel über dem Feuer.
Ich kaufe mehrere gebastelte Armbänder, ich kann einfach nicht anders. Diese Armut und zugleich der Stolz und die Fröhlichkeit der Menschen lassen mich immer wieder viel über unsere Gesellschaft nachdenken. Die Menschen hier sind wirklich bitterarm und kaufen sofort so viel Toastbrot wie nur möglich von meinem Geld. Nicht unbedingt eine gute Ernährung, aber es füllt die knurrenden Mägen der vielen Kinder.
Bis zur Grenze hänge ich meinen Gedanken nach und auch wenn ich weiß, dass ich nicht alle retten kann, so schwirrt mir doch immer eine Frage durch den Kopf - wieso hungern diese Menschen und ich nicht.
Der Grenzposten auf namibischer Seite ist nicht mehr als eine Baracke, dennoch ist Fotografieren strengstens verboten. In Grootfontein haben wir uns extra mit Zeitschriften eingedeckt, Modezeitschriften, Sportzeitschriften und aktuelle News, um den Grenzern eine kleine Freude zu machen. An diesem Grenzposten kommen kaum 200 Autos pro Jahr vorbei, noch nicht mal eins pro Tag, ein einsames Geschäft.
Als wir zur botswanischen Seite der Grenze rollen, müssen wir noch die Maul- und Klauenseuche abwenden. Aus diesem Grund fahren wir mit unserem Hilux durch ein trübes Becken und müssen auch noch unsere Schuhe da reinhalten. Auf die Rückfrage des Grenzers, ob wir noch mehr Schuhe haben, macht meine Freundin ihre Tasche auf und fängt an alle Schuhe zu baden - ich schaue amüsiert zu... Ich glaube, die werfen jede Woche ein Stück Gallseife in das Becken und fertig (wenn überhaupt), nur so ein Gedanke.
Der botswanische Grenzposten besteht aus nicht mehr als eine Gartenlaube und einer Fahne. Auch hier sorgen unsere Zeitschriften für Freude, wir werden als Weltmeister gelobt und Lieblingsspieler ausgetauscht. Carsten hat gesagt, wer nicht lesen kann, der erfreut sich an den Bildern und geraucht werden die Zeitschriften gemeinsam - aha.
Mittlerweile hängen 4 Soldaten über unserer Motorhaube, um die Engine und Chassienummer mit meinen gemachten Angaben abzugleichen. Nach kürzester Zeit kann hier jeder das Plate, die Engine und die Chassienummer auswendig, darauf kommt es an hier, das ist wirklich wichtig...
Geraume Zeit später kommt einer der Soldaten zu mir und sagt, sie können die Chassienummer nicht finden. Ich antworte höflich - die ist da wo sie immer ist. Daraufhin stecken die Soldaten ihre Köpfe für weitere fünf Minuten über der Motorhaube zusammen, um dann gemeinsam im Konsens stillschweigend zu entscheiden die Chassienummer gefunden zu haben...
Zufrieden rollen wir im Hererogebiet auf eine Tiefsandpiste , eine genaue Karte gibt es nicht, aber alle Wege münden auf der Teerstraße westlich des Okavango Delta. Wir fräsen uns durch den Tiefsand und erreichen zufrieden, ohne weitere Zwischenfälle, die Teerstraße und fahren weiter in Richtung Norden unserem Ziel - Caprivi Strip - entgegen.
Auf unserer Route liegen auch die Dörfer Etsha 1 bis X, die angolanischen Flüchtlingen seit dem Bürgerkrieg eine neue Heimat bieten.
Vom Beifahrersitz erfahre ich, dass es hier ganz besondere Flechtkörbe gibt und ich biege nach rechts, in Richtung Esha 6, ab.
Es handelt sich um ein lokales Frauenprojekt, die die Körbe flechten und verkaufen. Die Frauen sind wirklich beeindruckend und ihre Korbflechtkunst nicht minder. Um mehrere Körbe bereichert verlassen wir den einfachen Shop, ohne jegliche Einrichtung, bevor ich so richtig Mist baue.
Ich setze die Hinterachse unseres Hilux beim Zurücksetzen auf den einzigen Baumstumpf weit und breit, die komplette Achse schwebt und hat keine Traktion mehr.
Zu meinem Missfallen hat sich auch noch die Kette unseres Reservereifens unter dem Auto mit dem Baumstumpf verheddert. Ich kämpfe mich im Angstschweiss durch alle 4x4 Gänge bis zur Differentialsperre und die bringt endlich den ersehnten Wumms.
Dabei habe ich mich schon auf einer Matte auf dem Boden in Etsha 6 schlafen sehen. Ich atme auf, wenigstens haben wir zwei Weißbrote zur allgemeinen Erheiterung beigetragen, binnen Sekunden sind wir von einer Traube Menschen umringt und die wird sich noch lange Geschichten von den beiden etwas ungeschickten Weißen erzählen.
Erschöpft, aber glücklich, rollen wir am späten Nachmittag nach Ngepi, einem Campingplatz direkt am Kavango (so heisst der Okavango in Namibia) und beziehen unser Baumhaus auf einer Holzplattform - keine 50 Meter vom Kavango entfernt.
Eine Bambusrückwand gibt uns etwas Privatsphäre, der Rest ist komplett offen, vor dem Regen schützt ein Strohdach. Zuerst bin ich etwas konsterniert, doch dann ist es wunderbar. Die nächtliche Geräuschkulisse ist ohrenbetäubend und beruhigend zugleich, alles riecht so intensiv und am Flussufer trompeten Elefanten. Man fühlt sich der Natur so viel näher und erst der Sonnenaufgang.
Am kommenden Morgen geht es auf zur Mokoro Tour auf dem Kavango. In Namibia heißt das Mokoro nicht Mokoro, weil im Sitzen gepaddelt wird und nicht im Stehen mit einem Stock gestoßen wird. Der korrekte Name will mir nicht in den Sinn kommen und Wikipedia hat auch kein besseres Wissen.
Unser Guide begrüßt uns mit den Worten - we are one team, don`t jump out of the boat. Habe ich ehrlich gesagt auch nicht vor und so eine Mokoro ist ja auch eine echt schmale Nussschale und der Kavango teilweise echt tief und voller Hippo's und Krokodile...
Es ist zu spät, wir legen ab, den Schrecken aus Etsha 6 noch im Nacken geht es zu den Hippos - ich bin etwas unsicher in der Nussschale.
Vor den Hippos hat auch unser Guide, der in einem nahe gelegenen Dorf aufgewachsen ist, einen Heidenrespekt. Die meisten tödlichen Tierunfälle in Afrika sind die mit Hippos und genau aus diesem Grund bleiben wir in unserem wackeligen Einbaum auch immer mindestens 50 Meter auf Abstand.
Es ist auch schon vorgekommen das unser Guide mit Touristen von Hippos angegriffen wurde, der Ausgang zum Glück immer glimpflich. Krokodile scheinen hier keine Gefahr darzustellen, unser Guide würdigt sie keines Blickes.
Nach gut einer Stunde gehen wir an Land und spazieren zum Dorf unseres Guides. Wir lernen unheimlich viel über das Leben hier und am Kavango, kein einfaches Leben, aber immerhin mit ausreichend Wasser.
Natürlich ist das auch ein bisschen Show, um uns die Armut zu zeigen und für ein gutes Trinkgeld zu sorgen. Ich gebe immer gern und reichlich Trinkgeld, wenn sich jemand Mühe gegeben hat. Hier ist wirklich jeder Dollar gut investiert, die Menschen versuchen der Natur das Mögliche abzutrotzen und es reicht trotzdem hinten und vorne nicht.
Auf dem Weg in den Caprivi Strip in Namibia bis zum Kwando Fluss
Nach zwei unglaublich schönen Tagen fahren wir tiefer in den Caprifi Streifen, in Richtung Osten bis zur 220 km entfernten Mazambala Island Lodge.
Ein Boot holt uns ab und bringt uns auf dem Kwando Fluss direkt zur Lodge. Mazambala bietet einfache und saubere Chalets mit einem tollen Restaurant und unglaublich netten Menschen.
Ich habe einen einmaligen Fehler begangen und mich vorher auf Tripadvisor informiert - Quintessenz, die besonders schlecht bewerteten Lodges sind dies vollkommen zu Unrecht. Welch traurige Erkenntnis, gerade für die Menschen die mit dem Betreiben einer Lodge ihren Lebensunterhalt verdienen.
Ich liebe den Kwando, hier soll immer ein Boot für mich am Ufer liegen. Für mich ist dies eine der schönsten Ecken in Namibia.
Der Kwando ist relativ schmal und wir können in unserem kleinen Aluboot sehr dicht an die Hippos heranfahren.
Teilweise liegt der Fluss tiefer als das Umland und eröffnet somit tolle fotografische Perspektiven. Mit keinem anderen Gefährt als einem Boot kommt man vielen Tieren jemals wieder so nah.
Etwas wehmütig verlassen wir bereits am nächsten Morgen, nach zwei unglaublichen Bootssafaris wieder Mazambala. Doch das wird nicht mein letzter Besuch am Kwando gewesen sein, so schön ist es.
Tief in den Caprivi Strip bis zur Kalizo Lodge am Sambesi
Unser heutiges Ziel ist die 170 km entfernte Kalizo Lodge im äußersten Osten des Caprivi Strip und direkt an den Ufern des Sambesi. Carsten hat uns hierher geschickt, da es zu dieser Jahreszeit am Ufer des Sambesi eine riesige brütende Carmin Bee Eater Kolonie gibt.
Unser Zelt ist zwecksmäßig und sehr schön eingerichtet, das Essen ist lecker und die Gastgeber sehr freundlich. Ich mag den persönlichen Kontakt mit den Eigentümern, möchte mehr über sie erfahren, ihre Geschichten, wie sie an diesen Ort und zu dieser Lodge gekommen sind - mein heimlicher Traum.
Bis jetzt habe ich es noch nicht gewagt zu fragen, wie sie die Investition finanziert haben und, ob es sich für sie gelohnt hat - wahrscheinlich ein letzter Schutzmechanismus meinerseits.
Am Nachmittag geht es mit unserem leider etwas maulfaulem Guide auf Privatsafari auf dem Sambesi. Ich glaube er ist es einfach mehr gewohnt Fischer, die hier typischerweise absteigen, zu schippern und vielleicht ist sein Englisch einfach nicht so gut.
Unser Guide bringt uns jedenfalls Stromaufwärts zur Bee Eater Colonie, tausende roter Vögel schwirren über meinem Kopf und begeben sich dann langsam wieder zu ihren Nestern auf dem Boden.
Auf der Stelle könnte ich mich in einem Busch verstecken, mein Stativ aufbauen und den ganzen Tag auf die richtige Gelegenheit warten, um das eine Beat Eater Foto zu erhaschen.
Das wird aber heute leider nichts, es geht weiter auf dem Fluss, vorbei an dösenden Krokodilen. Von weitem sehe ich ab und zu mal ein Hippo, ansonsten zeigt sich die Tierwelt heute nicht unbedingt auf dem diesem breiten und von Menschen belebten Teil des Sambesi.
Dennoch ist mir diese Bootsfahrt bis heute als besonders interessant im Gedächtnis geblieben.
Hier auf dem Grenzfluss zwischen Namibia und Sambia lässt sich das Leben der Menschen bestens beobachten. Fischer sind unterwegs auf ihren hölzernen Mokoros und holen Netze geschickt mit ihren Paddeln ein.
Drei Männer und einen Monat braucht es, um so ein Mokoro zu fertigen - wer ein Mokoro sein Eigen nennt, der ist ein gemachter Mann.
Viele Menschen überqueren unbeobachtet die Landesgrenze im Mokoro Taxischiffsverkehr.
An den Ufern wird Gemüse angebaut, meistens Kohl, dem Grundnahrungs-mittel in dieser Region. Der Sambesi bietet den Menschen eine Lebens-grundlage, deshalb ist das Treiben hier auch intensiver als in den kleinen Dörfern im Landesinneren.
Auf nach Kasane in Botswana an die Chobe Riverfront
Heute nehmen wir vorerst Abschied von Namibia und fahren in das 170 km entfernte Kasane in Botswana, der Chobe Waterfront im Vierländereck zwischen Namibia, Botswana, Simbabwe und Sambia.
Die Chobe Waterfront und der Chobe Nationalpark sind neben dem Okavango Delta das Highlight in Botswana und gehören zu den besten Safarihotspots auf der Welt.
Nie wieder habe ich so viele Tiere in so kurzer Zeit gesehen wie an der Chobe Waterfront. Es lässt sich erahnen, welch unglaubliche Tierbestände in Afrika vor 150 Jahren gelebt haben müssen - beeindruckend und gleichzeitig ernüchternd.
Niemand weiß wie lange die letzten Paradiese in Afrika noch bestehen werden, fakt ist sie schrumpfen jährlich...
Von unserer sehr einfachen Water Lily Lodge, dafür mit unglaublich herzlichen Menschen, begeben wir uns auf einem kleinen Aluboot auf Wassersafari.
Vorher musste ich mal wieder unsere gesamten gebuchten und bereits bezahlten Safaris mindestens fünf mal mit dem Personal durchgehen - aber wie gesagt, that`s Africa - am Ende wird alles Gut und Du kannst eh nix ändern... Wer das nicht stoisch ertragen kann, der ist auf diesem Kontinent falsch am Platz!
Wir biegen auf unserem Boot um eine Kurve und da liegt sie inmitten des Chobe, die Insel Sedudu.
Sedudu wurde per internationalem Gerichtsbeschluss Botswana zugesprochen und ist gänzlich unbewohnt. Nur eine botswanische Flagge kennzeichnet den territorialen Anspruch. Sedudu ist nur im Frühling und im Herbst zu sehen, mit dem Regen überspült der Chobe die Insel vollständig.
Sedudu ist ein Eldorado für alle Tierarten die Schwimmen können, denn die Insel bietet das saftigste Gras überhaupt.
Es wimmelt nur so von Hippos, Büffeln, Krokodilen, Vögeln und Elefantenherden, die größten Elefantenherden die ich je gesehen habe... Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, bin geradezu geflashed und high!
Was für ein Erlebnis und welch unglaublich schöne Natur.
Das Highlight sind sich abends am Chobeufer sammelnde Elefantenherden, um nach Sedudu zu schwimmen und dort ein paar Tage zu grasen.
Die Leitkühe begeben sich zuerst und als Einzige ins Wasser, um einen sicheren Weg für die Querung der Herde zu finden.
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis die Matriarchinnen sich für einen Weg entschlossen haben und die Herde sich in Reih und Glied in Bewegung sitzt.
Babies versuchen sich am Schwanz ihrer Mutter festzuhalten, zumindest so lange , bis es zu tief wird und sie schwimmen müssen und nur noch der Rüssel aus dem Wasser ragt.
Elefanten sind so bewundernswerte und vollkommen unterschätzte Wesen, so klug und mit äußerst komplexem Sozialgefüge. Wie gern würde ich mehr Zeit mit diesen Dickhäutern verbringen und von ihnen lernen...
Am kommenden Tag geht es im Landcruiser auf Ganztagssafari in den Chobe Nationalpark.
Unser Gudie Chenolo holt uns noch im dunkeln ab und wir sind die einzigen Gäste, bis auf einen stummen und bewegungslosen Japaner in der letzten Reihe.
Im Chobe braucht man ein bisschen Glück, jedem Safarifahrzeug wird eine Hauptroute zugewiesen, damit nicht alle Fahrzeuge die beliebten Routen wählen und aufeinander fahren.
Der Chobe ist nicht mit dem Krüger oder Etosha zu vergleichen, es gibt keine Teerstraßen, Lodges - der Chobe ist weitestgehend unberührt, Einzige Übernachtungsmöglichkeit sind die wenigen und heiß begehrte Campingplätze.
Chenolo beschert uns einen magischen Moment. Wir fahren an einem Baum mit einem einzigen Landcruiser vorbei, im Baum sitzt ein junger Leopard und unter ihm tobt eine wütende Baboongruppe.
Der Leopard hat im Morgengrauen versucht sich an eine Impalaherde anzuschleichen - mit mäßigem Erfolg. Impalas und Baboons bilden eine Symbiose, Impalas riechen und hören exzellent und Baboons haben sehr gute Augen.
Die Baboons halten den Leoparden auf dem Baum in Schach, schlagen mit Ästen gegen den Stamm und machen Anstalten den Baum zu entern und den Leoparden anzugreifen.
Da es sich um einen jungen Leoparden handelt, ist der Ausgang eines Kampfes keineswegs gewiss und die Zähne der Baboons sind eine ernstzunehmende Waffe.
Wir verharren in Ruhe und schauen uns das Spektakel an. Bereits eine Stunde später scharen sich mehr als 10 Safariwagen um den Baum - was haben wir für ein verdammtes Glück gehabt.
Im Chobe sehen wir die Big Five - nur das Nashorn fehlt - und natürlich noch viele andere Tiere. Kurz vor Sonnenaufgang nahe des Haupttors treffen wir noch auf eine Rudel Löwinnen mit ihren Jungen, gut und gern 15 Löwen. Was für ein Tag...
Chenolo ist wirklich ein besonders cooler Guide und auch ihm ist unser großes Interesse nicht verborgen geblieben. Am Abend bringt er mir noch eine gebrannte CD mit eigenen Videoaufnahmen aus dem Chobe vorbei - ich bin ganz gerührt.
Die Victoria Falls - Grenzübertritt nach Zimbabwe
Der kommende Tag führt uns nach Simbabwe in das gerade mal 80 km entfernte Victoria Falls. Wir wohnen etwas außerhalb im sehr schönen B&B Amadeus Garden.
Bevor wir uns entspannen können müssen wir allerdings erst die Grenze mit eigenem Wagen überqueren, eine Herausforderung. Carsten hatte uns bereits gewarnt und uns den maximalen Grenzübertrittspreis genannt.
Auch für uns füllt eine junger Mann in Fantasieuniform Formulare aus, natürlich nicht aus Nächstenliebe. Auf dem Parkplatz hat er uns abgefangen und aufgrund seiner Uniform brauche ich erst mal 10 Sekunden, ehe ich begreife, dass es sich nicht um einen offiziellen Grenzbeamten handelt.
So ein kleiner Bastard, egal auf den Stress - 20 unbekannte Formulare auszufüllen, an vier verschiedenen Schaltern, hinter jedem ein Grenzbeamter der versucht einen extra US-Dollar zu machen - kann ich gern verzichten. Bereits hier lerne ich, Simbabwe ist Kapitalismus pur - hier regiert der US-Dollar und sonst nichts...
Natürlich ruft unser Helfer am Ende einen utopischen Preis auf. Ich ziehe aus meiner Hosentasche den von Carsten genannten (und vorher abgezählten) Betrag in bar und sage, das ist alles was ich habe.
Er schaut mich an, überlegt kurz, akzeptiert den Betrag und verschwindet. Das war es, wir sind in Simbabwe.
Victoria Falls ist ein Ort mit feudalen Hotels, westlichen Tourismustandards und bitterer Armut drumherum. Victoria Falls einer der Touristenhotspots im südlichen Afrika.
Unberührt vom Reichtum bleiben die Armen, Betteln steht auf der Tagesordnung und das mit einer mir vollkommen unbekannten Vehemenz. Letztendlich kaufen wir auch hier einiges, ich bin aber so genervt von der Hartnäckigkeit und Penetranz, dass ich ausschließlich Kleidungstausch umschwenke.
Am ersten Nachmittag besuchen wir die Victoria Falls, es ist angenehm leer in der Nebensaison. Wir genießen den Regenbogen und den Regenwald in diesem trockenen Teil Afrikas und ich versuche mir schon mal die Wege einzuprägen.
Schließlich sind wir hier, um den lunaren Regenbogen zu sehen, ein Regenbogen der bei Vollmond über den Victoriafällen erscheint.
Des Weiteren steht ein Helikopterflug über die Victoriafälle auf dem Programm. Ein nicht ganz günstiges Vergnügen, aber wer auf Helikopter fliegen steht, der kommt hier voll auf seine Kosten.
Mein unerwartetes Highlight in Victoria Falls ist der sogenannte "Lions Walk". Es gibt die Möglichkeit im Rahmen eines Programms mit jungen Löwen (bis max. 2 Jahre alt) durch den Busch zu streifen.
Das Programm hat sich zum Ziel gesetzt, erstmalig in Gefangenschaft geborene Löwen auszuwildern. Diese Löwen pflanzen sich dann hoffentlich wiederum fort und die ersten echten wilde Löwen werden geboren.
In Simbabwe gibt es nur noch wenige Löwen, in den letzten Jahr-zehnten wurden sie insbesondere von der einheimischen Bevölkerung stark gejagt.
Zu Victoria Falls kann man stehen wie man will, wenn man schon in der Nähe ist, dann sollte man es sich anschauen. Hier könnt ihr unheimlich viele und spektakuläre Aktivitäten unternehmen. Wer wie ich schon mal da war und eher auf die Einsamkeit steht, den haut es nicht unbedingt vom Hocker...
Zurück nach Botswana in Richtung Nata bis nach Elephant Sands
Am kommenden Morgen soll es wieder nach Botswana gehen, in die Nähe von Nata, in das 370 km entfernte Elephant Sands.
Von den Vicfalls bis zur Grenze ist es keine Stunde, vorausgesetzt man nimmt den richtigen Weg - haben wir aber nicht. Wir bemerken unseren Fehler erst nachdem wir gut eine Stunde auf dem Weg in das Landesinnere sind und ein einsamer Polizist auf der Straße Maut kassieren möchte, wahrscheinlich in die eigene Tasche.
Jedenfalls ist dieser Polizist sehr nett und verkündet - you are lost, gibt mir meine 2 Dollar Maut zurück und winkt uns freundlich bei der Abfahrt hinterher. Außerhalb von Vicfalls scheint doch nicht überall der Dollar zu regieren...
Mir ist etwas unwohl, bei der Abfahrt hatten wir nur noch einen halben Tank, knapp 300 km Reichweite, von denen wir 200 km für unseren Umweg verbrauchen, von den VicFalls bis nach Kasane sind es dann noch mal knapp 100 km und unser Tank alle. Die gute Nachricht ist, in Kasane ist Diesel selten ausverkauft und so ist es zum Glück auch.
Die Strecke nach Elephant Sands zieht sich, dichter Busch, nichts als dichter Busch, ein paar Esel mit zusammengebundenen Vorderläufen, damit sie nicht drei Meter vor einem auf die Straße laufen.
Die größte Herausforderung besteht darin eine Geschwindigkeit von min. 80 kmh zu halten und dabei die riesigen Schlaglöcher früh genug zu erkennen und auszuweichen, die können einem locker die Hinterachse. Ach ja und nicht aus Versehen in eine Kuh auf der Straße rauschen.
Nach einer endlosen Etappe haben wir es geschafft. In Elephant Sands laufen überall Elefanten durch das Camp, in der Mitte ist das einzige Wasserloch weit und breit, direkt daran angrenzend das Restaurant und die Chalets.
Unser Chalet ist, um es positiv zu sagen stark ausbaufähig. Aus dem kalkig blumigen Duschkopf kommen drei Wasserstrahlen - natürlich kalt, die Photovoltaikanlage nebst Zement liegt im Sand neben dem Haus und ist noch nicht montiert.
Dafür werden diverse neue Safarizelte gebaut, das gesamte Camp scheint im Umbruch.
Die Menschen sind mal wieder unglaublich freundlich, die Steaks hervorragend und wahrscheinlich dem besten Dinner der Urlaubs.
Für Elefantenliebhaber ist Elephant Sands ein Eldorado, andauernde Action am Wasserloch und manchmal kommen die Dickhäuter auch bis an den Pool und nehmen einen tüchtigen Schluck.
Elefanten sind überall, auch direkt neben unserem Chalet und auch fast genauso hoch. Überall sind Elefanten - Ihr wollt zwei Meter neben einem Elefanten stehen, hier kein Problem, ob das immer save ist - keine Ahnung, it`s nature...
Ganz sicher bin ich mir bei meinem peinlichen Headlight. Besser so als direkt im Elefantenarsch, denn da bin ich hier im Dunkeln schneller drin als ich den Elefanten sehe.
Ich finde es jedenfalls total geil hier. OK, ich bin ganz froh das die Elefanten nicht unsere Toilette gesprengt haben und daraus saufen, aber das ist eine andere Geschichte. Elephant Sands rules!
Von hier aus werden auch Touren in den Busch und bis nach Cubu Island angeboten, ein Traum. Leider haben wir keine Zeit für einen Abstecher nach Cubu Island. Richtig Spaß macht auch erst eine Übernachtung an diesem magischen Ort, dafür ist aber eine Campingausrüstung und völlige Selbstverpflegung Voraussetzung.
Auf die Magkadigadi Pans - letzte Ausfahrt Planet Baobab
Wir fahren nach einem kurzen Abstecher in das Nata Bird Sanctuary in Richtung Osten in das 160 km entfernte Planet Baobab am Rande der Makgadikgadi Salzpfanne, einem ausgetrockneten Supersee.
Wir wohnen in einer traditionellen runden Steinhütte, ein Meter dicker Mauern, zwei Fenster wie Schießscharten und ein Strohdach. Alles perfekt darauf ausgerichtet der Hitze der Wüste zu trotzen - und es ist heiß, wirklich heiß (40 Grad und das ist nicht das Maximum). Die Menschen sind sehr freundlich, das Essen in Ordnung und die Bar sehr schön.
Wir haben das rundum sorglos Paket gebucht, am Nachmittag geht es auf Walking Tour mit Lagerfeuer in der näheren Umgebung. Am kommenden Morgen besuchen wir ein nahe gelegenes Dorf und mal wieder lerne sehr viel über das Leben der Menschen.
Mittag gibt es in einem Kettle Post. Ein Kettle Post ist ein aus mehreren Lehmhütten bestehendes und von Holzstöckern geschütztes zu Hause einer Familie. Meistens gibt es einen Brunnenzugang und eine Koppel für die im Umkreis grasenden Rinder.
Die Familie hat uns ein traditionelles Essen zubereitet - Brei, Spinat, Bohnen, Kohl und Baobabmilch.
Ich befürchte schlimmes, aber jegliche Nachwirkungen bleiben aus...!
Am späten Nachmittag fahren wir dann auf Quad's auf die Makgadikgadi Salzpfannen, was für ein Spaß und was für eine unendliche Weite aus nichts, nichts und wieder nichts... Die Salzpfannen sind nur in der Trockenzeit befahrbar, Regen verwandelt die Pfannen schlagartig in unpassierbaren Schlamm und Lehm.
Die Nacht verbringen wir in Schlafsäcken unter den Sternen, zum ersten Mal betrachte ich den Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre in seiner ganzen Pracht - unvergesslich.
Der Sonnenaufgang über der Pfanne ist atemberaubend, der Kaffee schmeckt mindestens doppelt so gut und ich fühle mich so lebendig.
Diese Nacht auf der Pfanne, genauso wie im Baumhaus in Ngepi und die Nächte im Okavango Delta, sind die Nächte, in denen ich mich der Natur am nächsten gefühlt habe.
Ihr seit auf der Suche nach einem Fine Art Wildlife oder Faces Foto für Eure eigenen vier Wände, dann werdet Ihr bestimmt in meinem Shop fündig.
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Tina (Donnerstag, 20 Juni 2019 12:20)
Hallo Dennis,
ich bin gerade total in den Bann gezogen worden durch deinen tollen Blog über deine Rundreise.
Da mein Freund und ich auch auf der Suche nach einer Rundreise durch Namibia und seine umliegenden Länder sind, waren da einige sehr gute Tipps und Hinweise dabei.
Zwei Fragen dazu:
Würdest du die Reise auch empfehlen, wenn man erstmalig in die Region zu zweit fliegt oder meinst du das ist eher etwas für Safari/ Selbstfahrer Profis?
Natürlich sind solche tollen Erlebnisse kostspielig, zu welcher Zeit wart ihr auf Rundreise und zu welchen Preis?
Ich freue mich auf deine Rückmeldung.
Sonnige Grüße
Tina
Dennis (Samstag, 22 Juni 2019 09:03)
Hallo Tina, schick mir doch gern Deine Mailadresse, dann antworte ich Dir gern etwas ausführlicher als im Kommentar. Vorab kann ich sagen, ja die Reise eignet sich auch für Einsteiger und leider ist Botswana ziemlich teuer, d.h. bei 3 Wochen Lodge und 3 Tage Okavango Delta sollte man mit ca. EUR 6.000 pro Person rechnen - Campen ist deutlich günstiger (Okavango kostet ca. 1.800 pp).
Grüße Dennis
wrBEIRqX (Montag, 19 September 2022 19:28)
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