reisebericht reiseblog robben island - der lange weg zur freiheit...

nelson mandela robben island cape town kapstadt
nelson mandela prison cell robben island cape town

Mit dem Erstarken der Anti-Apartheid-Bewegung wurde Robben Island seit 1961 zum berüchtigsten Gefängnis Südafrikas für politische Häftlinge. 1991 wurde das Hochsicherheitsgefängnis für politische Gefangene aufgelöst, 1996 auch der Trakt für gewöhnliche Kriminelle. Seit Anfang 1997 ist Robben Island für Besichtigungen freigegeben. Wer Kapstadt einen Besuch abstattet, der sollte Robben Island aus vielerlei Gründen definitiv auf seine Liste setzen...

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Zu den Gefangenen Robben Islands gehörten sieben der acht Verurteilten des Rivonia-Prozesses, darunter Nelson Mandela, Walter Sisulu und Ahmed Kathrada, sowie der Vorsitzende des Pan Africanist Congress, Robert Sobukwe, der sechs Jahre im heutigen Robert Sobukwe House in Einzelhaft gehalten wurde. Weitere eingesperrte bedeutende politische Führer waren Jacob Zuma (amtierender Staatspräsident von Südafrika) und Kgalema Motlanthe (Staatspräsident 2008/2009).

 

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robben island cape town

 

Im Jahr 1971 setzten die Gefangenen nach Streiks und Protesten humanere Bedingungen durch. Eine wesentliche Errungenschaft war das Recht studieren zu dürfen. Maßgeblich daran beteiligt war Nelson Mandela, er saß 18 Jahre lang auf Robben Island in Haft und nutzte "freie" Zeit zur Weiterbildung seiner selbst und seiner Mitgefangenen. In den 1970er Jahren wurde Robben Island aus diesem Grund Mandela University genannt. In dieser Zeit entstand auch der erste  Teil von Mandelas Memoiren Der lange Weg zur Freiheit.

 

Im Jahre 1994 nahm Mandela als erster schwarzer Präsident Südafrikas elf seiner ehemaligen Mithäftlinge von Robben Island in seine Regierung auf.

 

robben island cape town
robben island cape town

 

Heute ist Robben Island eine nationale Gedenkstätte, Museum und seit 1999 auch Weltkulturerbe der UNESCO.

Neben dem Clock Tower befindet sich das Nelson Mandela Gateway, von dem aus die Insel ist mit Fährschiffen erreichbar ist. Abelegt wird  an der Victoria & Alfred Waterfront, um ca. 30 Minuten später im Murray’s Bay Harbour an der Ostseite von Robben Island anzulegen. 5 mal täglich legt ein Fähre gen Robben Island ab. Dennoch sind telefonische Vorbestellungen ((021) 413-4200) oder online Reservierungen ratsam, da nur max. 300 Gäste pro Tag auf Robben Island besuchen können.

Die Überfahrt kostet RND 320, für Touristen wirklich ein fairer Preis und dennoch für viele Einheimische nicht bezahlbar. Doch gerade alle Einwohner Südafrikas sollten ein Recht haben diesen Ort zu besuchen, unabhängig von Einkommen, Hautfarbe, Geschlecht, Religionszugehörigkeit etc...

 

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Unterwegs ergibt sich ein einmaliger Ausblick auf die Skyline Kapstadt`s und das aus einer eher ungewohnten Perspektive.

Wer Glück hat wie ich, der sichtet Wale in der Bay und vielleicht sogar ganz nah an der Fähre. Mit uns schwimmen für kurze Zeit auch ein paar Delfine, näher habe ich diese wunderbaren Tiere bis jetzt noch nicht sehen dürfen. 

 

Mit dieser wunderschönen Überfahrt habe ich nicht gerechnet und allein diese Bootsfahrt ist den Ausflug bereits wert...

 

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robben island cape town - murray’s bay harbour

 

Nach der Ankunft in Murray`s Bay besteigen wir einen der zahlreichen Busse zur rund einstündigen Rundfahrt auf der Insel, sachkundige Führung übernimmt ein lokaler Guide.

 

Aus der Zeit als Leprakolonie sind noch die Überreste eines Friedhofs zu erkennen genauso wie diverse Geschütztürme aus dem 2. Weltkrieg. Im ehemaligen Dorf der Wärter wohnen und leben heute auch ehemalige Gefangene, die den Touristen das Gefängnis als Zeitzeugen näher bringen. In der Kirche von Sir Herbert Baker kann auch geheiratet werden. Ein kleines Guesthouse in einem der bestehenden Gebäude ist auch in Planung. 

 

Einer der Stops ist auch der bekannte Kalksteinbruch in dem die Gefangenen bei Hitze und Kälte arbeiten mussten. Leider können wir an diesem Ort nicht aus dem Bus steigen, verständlich bei den Busladungen die über die Insel gefahren werden. Ein Grund mehr beim nächsten Besuch im dann hoffentlich existierenden Guesthouse zu übernachten.

 

Letzte Station ist der Besuch der Überreste des Hochsicherheitsgefängnisses.

 

nelson mandela robben island cape town kapstadt
prison robben island cape town, murray’s bay harbour - „We serve with pride“

 

Auch ich schreite wie jeder Gefangene damals nach seiner Ankunft in Murray`s Bay durch das berühmte Tor zur Gefängnisanlage. „We serve with pride“ ist darauf zu lesen, es beschleicht mich ein abstoßendes Gefühl.

 

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prison robben island cape town

 

Ein ehemaliger Gefangener führt uns durch den aus dieser Zeit letzten übrig gebliebenen Trakt und erzählt aus diesen Tagen.

 

Nach der Ankunft wurden die politischen Häftlinge zuerst registriert und in die Kategorie schwarz, farbig und asiatische aufgeteilt. Weißhäutige Gegner der Apartheid wurden in anderen Gefängnissen inhaftiert.

 

Jeder Häftling erhielt eine persönliche Registrierungsnummer. Die letzten 2 Zahlen standen für das Ankunftsjahr, die ersten Zahlen standen für die Häftlingszahl im aktuellen Jahr. Nelson Mandela kam als Häftling 466 im Jahr 1964 nach Robben Island und erhielt die Registrierungsnummer 46664.

 

 

nelson mandela robben island cape town kapstadt
prison robben island cape town

 

 

Die ersten Jahre waren durch sehr harte Bedingungen gekennzeichnet. Die Gefangenen schliefen auf dem nackten Steinboden schlafen, als Unterlage diente lediglich eine dünne Strohmatratze. Als Toilette diente ein Eimer in den ca. 4 m² kleinen Zellen.

 

Beim Anblick von Nelson Mandela Zelle, in der er 18 Jahre gefangen gehalten wurde, wird auch der letzte Rest von Robben Island Realität für mich. Wer diese Zellen überlebt hat, der muss einen unbändigen Überlebenswillen haben. Nelson Mandela verlor in seiner Zeit auf Robben Island eine Frau und einen Sohn, zu dessen Beerdigung er nicht durfte. Dennoch vermochte Robben Island nicht Madiba zu brechen. 

 

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nelson mandela prison cell robben island cape town

 

 

Das System der Apartheid war auch unter den Gefangenen allgegenwärtig im Alltag. Schwarze bekamen weniger und schlechteres Essen und weniger Kleidung als Insassen anderer Hautfarbe. Ohne Schuhe und nur mit kurzen Hosen und Shirt mussten Schwarze die kalten Wintertage ertragen.

 

Prügelstrafen, willkürlicher Essensentzug und vollständige Isolationshaft über Tage, Wochen und Monate waren an der Tagesordnung.

 

Anfang der 70er Jahre wurden die Haftbedingungen als Folge internationalen Drucks erleichtert.

 

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prison robben island cape town

 

Den Wärtern war es verboten mit den Gefangenen Privatgespräche zu führen. Erklärtes Ziel  war es, die Insassen im Laufe der Zeit zum Schweigen zu bringen. Außenkontakt war massiv eingeschränkt. Im Jahr durften gerade mal 12 Briefe pro Insasse geschrieben. Diese Briefe unterlagen weiterhin einer rigiden Zensur, oft verließen nur Bruchteile der Originalbriefe in leserlichen Zustand Robben Island.

 

Persönlicher Besuch war den Insassen nur alle 6 Monate gestattet.

 

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prison robben island cape town

 

Die überwiegende Zahl der Häftlinge arbeitete täglich 4 Stunden im Kalksteinbruch. Das durch den weißen Kalkstein extrem gleißende Sonnenlicht blendete und schädigte die Augen der vieler Häftlinge, die der Sonne ungeschützt ausgesetzt waren.

 

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prison robben island cape town

 

Jeden Morgen standen die Gefangenen um 5.30 Uhr auf, Nach einem Maisbreifrühstück ging es von 7 Uhr bis 11 Uhr in den Steinbruch. Nach dem Mittag stand von 12 Uhr bis 14 Uhr gemeinsame Freizeit im Pausenhof an. Dort konnten sich die Insassen miteinander unterhalten oder sportlich noch mehr betätigen.

 

Im Anschluss gab es Abendessen, bevor die Gefangenen für den Rest des Tages in ihren Einzelzellen eingesperrt wurden. Die meisten nutzten die Zeit, um zu lesen und zu studieren. Viele der Inhaftierten belegten Kurse an Fernuniversitäten und erlangten im Laufe der Jahre mehrere akademische Graden.

 

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prison robben island cape town

 

Der Innenhof der Zellen kann auch betreten werden. Hier wurde das bekannte Foto der Steine klopfenden Insassen gemacht.

 

Im Dezember 1996 verließen die letzten 300 Gefangenen und ihre 90 Aufpasser die Sträflingsinsel. Geblieben sind wenige Familien - Arbeiter, Museumsbedienstete und ihre Kinder. Die Tennisplätze und die Minigolfanlage sind verwaist, die ehemalige Offiziersmesse ist heute eine Schule.

 

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Unser Guide Lupi war zur selben Zeit inhaftiert wie Madiba und kannte ihn persönlich.

 

Am Ende unserer Tour kniete auf diesem Innenhof, um dieses Foto zu machen. Alle anderen Besucher sind bereits auf dem Rückweg zur Fähre. Nur Lupi und ich sind noch da. Lupi beugt sich leicht über mich, als ich ihn immer noch kniend frage, wie er es aushalten kann hier auf Robben Island zu leben und jeden Tag den Ort seiner schlimmsten Erinnerungen zu besuchen und das noch mit einem Lächeln?

 

Ich sehe in Lupi`s trübe Augen und er lächelt mich an, während er immer noch leicht über mich gebeugt steht, die Sonne direkt hinter seinem Kopf, das Streulicht lässt die Silhouette seines Kopfes als gelben Heiligenschein erscheinen. 

 Wie gern hätte ich jetzt den Auslöser meiner Kamera gedrückt, was für ein Foto, doch ich habe zu viel Respekt, es fühlt sich irgendwie nicht richtig an, so brennt sich dieses Bild in meine Erinnerung.

 

Lupi antwortet mir -  dass kann es nicht gewesen sein, es muss weitergehen mit Südafrika und einem friedlichen Weg - daran glaube er und deswegen komme er jeden Morgen wieder zum Gefängnis, um den Menschen diese Geschichte zu erzählen.

 

Ihr seit auf der Suche nach einem Fine Art Wildlife oder Faces Foto für Eure eigenen vier Wände, dann werdet Ihr bestimmt in meinem Shop fündig.

 




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Kommentare: 1
  • #1

    wrBEIRqX (Montag, 19 September 2022 19:05)

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