overlanding reisebericht uganda - schimpansentrekking im kibale forest

Die ganze Affenbande brüllt und ich fühle mich im Kibale Forest Nationalpark in Uganda wie in Disney`s Dschungelbuch. Alles um mich herum ist unendlich grün hier im Regenwald. Die Blätter im Gesicht versuche ich unserer Rangerin durch den dichten Regenwald auf dem schmalen Pfad zu den Schimpansen zu folgen, die hoch oben in den Bäumen sitzen und uns schelmisch mit Früchten bewerfen. Ja das sind sie die Primaten der Primaten - unsere nächsten Verwandten. 

Allgemein

 

Der Kibale National Park ist der Nationalpark mit der höchsten Primatenpopulation in Uganda und sogar im gesamten Afrika. Aus diesem Grund wird der Kibale Forest auch als "primate capital of the world" oder "home of chimps" bezeichnet.

 

Insgesamt leben im Kibale Forest 13 Primatenarten, eine davon sind die Schimpansen, deren DNA zu 98% mit der der Menschen übereinstimmt. Damit sind die Schimpansen unsere nächsten Verwandten und zählen zur Gruppe der Menschenaffen. Insgesamt leben ca. 1.400 Schimpansen im Kibale Forest. Weiter anzutreffende Primatenarten sind z.B. die Mantelaffen, Uganda-Stummelaffen, die östliche Vollbartmeerkatze, Grauwangenmangaben und Anubispaviane.

 

Ein Schimpansentrekking im Kibale National Park ist eines der Highlights einer Ugandareise, wahrscheinlich direkt mit oder gefolgt vom Highlight des  Gorillatrekkkings. Das Schimpansentrekking ist eine besondere Erfahrung und eine gute Vorbereitung für das Gorillatrekking. Der Kibale Forest liegt auf 1.600 m Höhe und ist deshalb eine gute Höhenakklimatisierung an die 2.000 m plus, die Euch im Bwindi Impenetrable Forest erwarten. Darüber hinaus könnt Ihr euch an die feuchten, nassen und deutlich kühleren Temperaturen im Regenwald gewöhnen.

 

Uganda liegt auf dem Äquator und d.h. es gibt zwei Regenzeiten, die Ihr bei Eurer Reiseplanung beachten solltet. Die Monate März bis Mitte Mai und Oktober bis Mitte Dezember solltet Ihr meiden. Hier fallen die meisten und sehr intensiven Niederschläge, insbesondere in den Regionen der Schimpansen (Kibale) und Gorillabeobachtung (Bwindi).

 

Anreise

 

Ein Besuch im Kibale Forest gehört grundsätzlich zu jeder Ugandarundreise dazu. Egal ob Ihr, wie wir, als Overländer im Geländewagen unterwegs seid oder mit einem Guide als Teil einer Gruppe.

 

Vom Internationalen Flughafen in Entebbe geht es auf überaus gut asphaltierten Straßen in einer Tagestour von knapp 7 Stunden in den 280 km entfernten Kibale Forest. Eine Anreise aus dem nordwestlich gelegenen Murchison Falls National Park ist über die gut asphaltierte 380 km lange Straße in guten acht Stunden problemlos möglich.

 

 

Die Anfahrt zu allen Lodges führt direkt durch den Kibale Forest durch. Es gibt kein offizielles Eingangstor und keine Zäune, wie übrigens in allen Nationalparks in Uganda. Die Abfahrt zum Schimpansen Besucherzentrum kommt nach ca. 45 Minuten auf der linken Seite. Das UWA Besucherzentrum ist auch der Treffpunkt für das Schimpansentrekking.

 

Nach ca. einer Stunde Fahrtzeit habt Ihr den Kibale Forest durchquert und gelangt in Richtung Bigodi. Hier sind die meisten Lodges mit Nähe zum Schimpansentrekking angesiedelt. Die morgendliche Anfahrt zum Besucherzentrum sollte in den meisten Fällen nicht länger als 15 Minuten betragen.

 

Schimpansenpermit und Lodgebuchung

 

Ein Schimpansenpermit ist mit USD 200 zwar nicht günstig, aber im Verhältnis zu einem Gorillapermit mit USD 700 geradezu ein Schnäppchen. Wer nicht  über einen Reiseveranstalter bucht, der kann Tickets nur direkt bei der Uganda Wildlife Authority (UWA) buchen. Im Gegensatz zum Gorillatrekking gibt es in Kibale nur einen Startpunkt für das Trekking. Aus diesem Grund könnt Ihr problemlos jede Lodge an der Straße durch den Kibale Forest buchen.

 

Definitiv solltet Ihr eure Schimpansenpermits aufgrund der großen Nachfrage frühzeitig buchen, unabhängig davon, ob Ihr eine Reise über einen Reiseanbieter oder direkt bucht.

 

Jeden Tag werden zwei Trekkings durchgeführt, die Briefings beginnen ca. eine Stunde vor dem regulären Start. Für das morgendliche Trekking solltet Ihr spätestens um 08 Uhr und für das Nachmittagstrekking um 14 Uhr im Besucherzentrum sein. Zur Teilnahme am Trekking benötigt Ihr neben dem Permit unbedingt Euren Reisepass!

 

Auf unseren Permits stand keine Uhrzeit sondern nur der Tag vermerkt. Wir haben uns dann einfach für das morgendliche Trekking entschieden, da es üblicherweise morgens nicht regnet.

 

der Kibale Forest und das Kibale Forest Camp

 

Wir haben das Kibale Forest Camp für zwei Nächte gebucht. Das Camp befindet sich hinter Bigodi, welches auf der Karte eingezeichnet ist. Vorher müsst Ihr jedoch noch ein kleines Dorf nebst Straßensperre passieren und dann bitte nicht nach links zur Kibale Forest Lodge abbiegen, sondern noch ein Stück weiter fahren und dann nach rechts abbiegen zum Kibale Forest Camp.

 

Beim Kibale Forest Camp handelt es sich um eine Nature Lodge, die nicht eingezäunt ist und inmitten des Regenwaldes liegt. Eine Mittelklasse Lodge mit vernünftigem Essen, den für Uganda typischen unglaublich freundlichen Menschen und hervorragenden sehr komfortablen Zelten.

 

Hier im Regenwald auf 1.600 m ist es kalt und feucht oder warm und feucht, in jedem Fall aber unglaublich feucht. Unsere Handtücher sind permanent feucht, genauso wie alles was wir nicht an unserem Körper tragen, einzige Ausnahme ist mein Patagonia Vollplastikfleece. Ja, das ist der Regenwald und hier ist immer alles feucht, das ist die wesentliche erste Erkenntnis, die Erkenntnis die  bleiben wird neben, wenn es regnet, dann scheint es kein morgen zu geben.

 

 

Nachdem wir uns etwas akklimatisiert haben begebe ich mich auf den hauseigenen Lodge-Walk durch den Regenwald und treffe auf unterschiedliche Affenarten, die abends im Baum über unserem Zelt ihren Schauplatz haben. Die Feuchtigkeit, die Gerüche und die Geräuschkulisse sind beeindruckend und dazu kommt das überwältigende Grün. Es ist so grün, überall ist es grün und das in einer wahnsinnigen Intensität.

 

Ausrüstung und Vorbereitung

 

Bei all der Feuchtigkeit stellt sich die Frage, was benötige ich an Kleidung und Ausrüstung für ein Schimpansentrekking im Regenwald und hoffentlich ist diese identisch zur Gorillatrekkingausrüstung.

 

Ja, die Ausrüstung ist identisch, für das Gorillatrekking benötigt Ihr noch etwas mehr. Im Regenwald braucht man natürlich eine Regenjacke und zwar eine richtig gute mit verklebten Nähten. Wenn es im Regenwald anfängt zu regnen, dann seit Ihr nass bevor Ihr die Regenjacke aus eurem Rucksack geholt habt.  Natürlich gilt dies auch für Euren Rucksack, für den Ihr in jedem Fall einen Regenüberzug benötigt. Darüber hinaus sind hohe wasserdichte Wanderschuhe von Vorteil, sie geben die notwendige Stabilität in diesem matschigem und glitschigen Terrain.

 

Ihr solltet definitiv kein Mückenmittel verwenden. Ihr bewegt Euch in einer Höhenlage auf der es kaum oder gar keine Mücken gibt. Allerdings gibt es hier Bienen und schwarze Wespen, beide werden von Mückenmitteln stark angezogen und darüber hinaus macht es sie aggressiv. Insbesondere die Wespen können bei allergischen Personen zu allergischen Schocks führen, dies ist bei den Einheimischen bekannt. Grundsätzlich sind die Bienen und Wespen aber nicht aggressiv. Die meisten Ranger weisen Euch während des Briefings darauf hin, kein Mückenmittel zu verwenden. Ungünstig, wenn Ihr Euch morgens bereits eingesprüht habt.

 

 

Schimpansentrekking

 

Endlich geht es nun heute Morgen zum Besucherzentrum "home of chimps" zum Schimpansentrekking. Pünktlich um 08 Uhr sind wir zum morgendlichen Briefing im Besucherzentrum und quetschen uns in den kleinen Briefingroom in dem der Head Rangers seine morgendliche Ansprache hält.

 

Hier gibt es keine Tracker wie beim Gorillatrekking, die die Schimpansen für uns aufspüren. Wir müssen die Schimpansen selbst mit unserem Ranger aufspüren. Die Teilnehmer werden nach dem Briefing den einzelnen Rangern  zugeteilt, maximal 8 Personen pro Ranger.

 

Vom Besucherzentrum geht es dann mit dem eigenen Geländewagen oder Eurem Guide in den Kibale Forest, dorthin wo die Ranger die Schimpansen vermuten oder sie von Einheimischen in der Region bereits gesichtet wurden. Die Suche kann also vorab schon beendet sein oder auch mehrere Stunden dauern. In seltenen Fällen sind die Schimpansen gar nicht zu finden.

 

 

Wir haben Glück erzählt uns unsere Rangerin. Der Aufenthaltsort einer Schimpansengruppe ist bereits bekannt und wir müssen nur 10 Minuten mit dem Geländewagen über die schlammigen und matschigen Waldwege fahren, bevor es zu Fuß weiter geht.

 

Unsere Rangerin schultert ihr AK-47 Maschinengewehr, welches zum Schutz vor Waldelefanten und Büffeln dient, die sehr scheu und äußerst aggressiv sind, da sie nicht an Menschen gewöhnt sind. Allerdings schiessen die Ranger nur in die Luft um die Tiere zu erschrecken. Zwischenfälle dieser Art scheinen sehr selten zu sein, kein Ranger erinnert sich daran, wann das das letzte Mal der Fall war.

 

Kurze Zeit später finde ich mich direkt im für mich gefühlt tiefsten Regenwald wieder. Alles ist grün, so unendlich grün, riesige nicht enden wollende Bäume umringen uns, ganz so wie in den Fensehdokumentationen. Es ist feucht und die Bewegung über den schmalen Pfad durch das Unterholz ist anstrengend, ich beginne zu schwitzen. Die 1.600 Höhenmeter und die Feuchtigkeit habe ich anscheinend unterschätzt. Ich bin froh mich hier an den Regenwald gewöhnen zu können. 

 

 

Kurze Zeit später ist es soweit, der erste Schimpanse kommt aus den Bäumen aus dem Nichts auf uns zu, inspiziert uns kurz und macht sich dann in Windeseile und mit einer Affengeschwindigkeit aus dem Staub.

 

Der Rest der Affenbande sitzt hoch oben in den Bäumen, dort wo die leckeren Früchte sind, schließlich ist gerade Frühstückszeit. Es raschelt und die Zweige wippen, die Schimpansen nehmen uns in Augenschein und bewerfen uns hier und da mit Früchten. Ja sie sind ganz eindeutig unsere nächsten Verwandten, hier und da wird auch gepinkelt - Achtung beim arglosen in den Himmel schauen mit offenem Mund.

 

Dann fängt es an laut zu werden, die ganze Affenbande brüllt, genauso wie in Disney`s Dschungelbuch, und das Alphamännchen mit dem verschlagenen Gesichtsausdruck setzt sich in Bewegung. Unglaublich wie gut Disney die Schimpansen im Dschungelbuch dargestellt hat, ganz eindeutig wurde hier sehr intensive und gute Recherche direkt vor Ort betrieben.

 

 

Die Schimpansen kommunizieren miteinander und entschliessen sich zu einem Futterplatzwechsel, d.h. sie kommen langsam aus den Baumkronen in Richtung Boden geklettert und das mit einer Leichtigkeit die ihresgleichen sucht. Plötzlich sind mehrere Schimpansen auf dem Boden, einige setzen sich entspannt neben einen Baum und geniessen die Ruhe und das Alleinsein, ja sie scheinen geradezu zu chillen.

 

Andere Artgenossen sind strammen Schrittes unterwegs über den Waldboden in Richtung des auserkorenen Ziels und bald wieder in den Baumkronen verschwunden.

 

Bereits diese wenigen Minuten lassen keinen Zweifel daran, wie ähnlich die Schimpansen den Menschen sind. Es gibt einfach keine andere Primatenart und auch kein anderes Tier, dessen Stimmungslage am Gesichtsausdruck so ablesbar ist. 

 

Letztendlich vergeht die eine Stunde, die wir mit den Schimpansen verbringen dürfen wie im Fluge. Mehr als gedacht hat mich die Begegnung mit den Schimpansen beeindruckt, ihre Schnelligkeit und Leichtigkeit und natürlich auch ihre Stärke, derer sie sich sehr wohl bewusst sind. 

 

Besonders faszinierend finde ich ihre Neugierde. Während die meisten Tiere Reißaus nehmen, wenn sie uns wahrnehmen (und natürlich sind die Schimpansen habituiert) können einige Schimpansen nicht anders: sie sind so neugierig, setzen sich einfach auf den Waldboden und warten auf uns, die Begegnung mit dem gefährlichsten Primaten.

 

Nach drei Stunden finden wir uns bereits wieder auf dem Parkplatz des Besucherzentrums wieder und erhalten unsere Schimpansentrekking-Urkunden. Nachdem wir noch das obligatorische Souvenir in Form eines Holzschimpansen gekauft haben, machen wir uns auf in Richtung Bigodi zum Wetland Sanctuary Walk, die Einfahrt ist auf der rechten Seite vor dem Dorfeingang. Bei der Wanderung handelt es sich um eine der schönsten Wanderungen Ugandas auf der zahlreiche Vogel- und Primatenarten gesichtet werden können.

 

Für all diejenigen die nicht genug bekommen können vom Schimpansentrekking, hier ist mein Uganda VLOG direkt aus dem Kibiale Forest mit Eindrücken aus erster Hand und dem Kibale Forest Camp.

 



Exkurs für Fotografen

 

Fotografieren im Regenwald ist thematisch einen eigenen Blog wert, genauso wie das Fotografieren von Schimpansen. Letztendlich lässt es sich aber auch in wenigen Sätzen zusammenfassen. Die Schimpansenfotografie war für mich die bisher größte Herausforderung all unseren Reisen.

 

Die Tiere bewegen sich unglaublich schnell und ihr Verhalten ist nahezu nicht vorhersehbar, der Regenwald ist dicht, überall sind Äste und Blätter vor der Linse. Die meiste Zeit werdet ihr mit einem Teleobjektiv in den Himmel schauen, um dann blitzschnell auf den Boden umzuschwenken. Die Lichtverhältnisse und die Kontrastunterschiede im Regenwald sind selbst für die neuesten Kameragenerationen eine echte Herausforderung, dies gilt insbesondere für den Autofokus.

 

Eure Kamera sollte im Vorfeld auf Aperture (A), maximaler Offenblende und ISO Auto bis zu min. 12.600 gestellt sein. Ihr solltet Euch im Regenwald ausschließlich auf den Bildausschnitt und den Autofocus konzentrieren und diese Herausforderung ist für mich mehr als genug. 

 

Darüber hinaus würde ich Euch nur einen Body mit Objektiv ans Herz legen. Das Gewicht macht sich auf die Dauer bemerkbar und bei schnellen Bewegungen baumelt eine Kamera häufig irgendwo herum, stranguliert Euch oder verfängt sich irgendwo. Außerdem ist der Moment bei einem Kamerawechsel meistens bereits vorbei.

 

Auf gehts zur Schimpansenfotografie und immer daran denken, viele Ergebnisse sind auch Glück und oder das Ergebnis sehr vieler Schimpansentrekkings - dem eigentlichen Geheimnis der Wildlifefotografie... 

 

Fazit

 

Das Schimpansentrekking ist eine hervorragende Vorbereitung auf das Gorillatrekking, Ihr könnt Euch an den Regenwald gewöhnen und auch bereits physisch Höhenakklimatisation betreiben.

 

Darüber hinaus ist die Beobachtung der Schimpansen in freier Wildbahn absolut beindruckend, deutlich beindruckender als ich es erwartet und mir vorgestellt habe. Das Gorillatrekking bleibt mein Highlight und auf keinen Fall möchte ich das Schimpansentrekking missen. Die Beobachtung dieser beiden Primatenarten macht Uganda so einzigartig als Reiseziel!

 

Gereist sind wir mir Pierre Pienaar von Finest Travel, mit Pierre sind wir auch bereits auf Safari mit Kids im Kruger Nationalpark gegangen.

 




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