Seit einer gefühlten Ewigkeit möchte ich bereits vom Besuch im Township Katutura in Windhoek, der Hauptstadt Namibias berichten. Neben dem Township Langa in Kapstadt und Mafalala in Maputo ist Katutura das dritte Township, welches ich auf meiner Reise von Windhoek nach Kapstadt im November 2015 besuchen durfte.
reisebericht reiseblog namibia - ein besuch im township katutura in windhoek
Katutura war die erste Station auf unserer Reise von Windhoek nach Kapstadt im Jahr 2015 und das erste Township, welches ich in meinem Leben besucht habe, wenn auch nur auf einem offenen Oldtimer eines Land Rover Defenders sitzend.
Dennoch war die Erfahrung ein einschneidendes Erlebnis und wirkt bis heute in mir nach.
Am Steuer des Uraltdefenders saß, wie sollte es anders sein, Carsten Möhle von bwana. Wer sonst fährt in Windhoek mit einem 1960er Defender auf den höchsten Hügel in der Umgebung, um in einer Geschichtsstunde über Namibia, Windhoek und Katutura den Blick über die Stadt und die unterschiedlichen Townships schweifen zu lassen (Townshiptour direkt buchbar unter diesem Link).
Im Anschluss ging es in bester offroad Manier den Hügel hinunter in Richtung Katututra (innerhalb von nur einer Stunde bin ich voll in Namibia angekommen, inklusive offroad Tour, dust eater und Abschleppen eines defekten Defenders - typisch Afrika eben).
Es ist Novemberanfang und das bedeutet es gibt Lohn, für die die einen "Job" haben, und dies wird allmonatlich auf den Straße des Townships gefeiert.
Die Stimmung ist gut und ausgelassen. Wir werden freudig begrüßt und und sind für die Bewohner mindestens so eine Attraktion wie sie für uns, inklusive Beweisfotos.
Unzählige Gerüche steigen in meine Nase, von gebratenem Fleisch über Eau de Toilette, Car Wash Mittel und natürlich Fäkalien. Katutura als Township verfügt über keine eigene Kanalisation sowie flächendeckende Wasserversorgung. Der Name "der Platz an dem wir nicht leben wollen" ist durchaus nachvollziehbar.
Trotzdem gibt es in Katutura natürlich alle Shops und Einrichtungen für das tägliche Leben, nebst Zugang zu ärztlicher Versorgung im nahe gelegenen Krankenhaus.
Über die ärmlichen Verhältnisse im Township täuscht dies keineswegs hinweg und trotz der allgegenwärtigen Armut leben die unterschiedlichen Stämme Namibias friedlich miteinander und auf engstem Raum miteinander. Wie so oft in Namibia erscheinen mir die Menschen wesentlich glücklicher als in Deutschland - ein Phänomen, welches mich immer wieder aufs Neue beeindruckt.
Wie jedes Township hat auch Katutura seine eigene Entstehungsgeschichte und wie so häufig liest sich diese fast analog zur Geschichte unzähliger anderer Townships in Afrika.
Katutura ist ein Vorstadttownship von Windhoek in Namibia, welches in den 1950er Jahren im Rahmen der südafrikanischen Apartheidspolitik entstanden ist.
Der Name Katutura stammt aus der Sprache der Herero (Otjiherero) und bedeutet so viel wie „der Ort, an dem wir nicht leben möchten“. Zuvor hatten die in Windhoek arbeitenden und lebenden Schwarzen und „Farbigen“ auch direkt in Windhoek, vor allem auf der „Alten Werft“ („Old Location“, dem heutigen Stadtteil Hochland Park) gewohnt.
Ziel der Stadtverwaltung war es, nach südafrikanischem Vorbild aus Windhoek eine „weiße“ Stadt zu machen und die schwarzen Familien in die Außenbezirke zu verbannen (analog zur Umsiedlung der schwarzen Bevölkerung in Kapstadt, die zur Entstehung des Township Langa führte).
Zwar ist Windhoek heute zwischen der Innenstadt und dem 10 km entfernten Katutura flächendeckend besiedelt, doch in den 1960er Jahren war es durch viele Kilometer Ödland von der Stadt getrennt.
Hierzu wurde ein völlig neues Siedlungsgebiet aus dem Boden gestampft, um nicht berufstätigen Schwarzen keinen Anlass zu geben, das „weiße“ Windhoek zu betreten.
Die hier errichteten Einheitshäuser genügten den bescheidenen Ansprüchen einer Familie. Verwaltungsmäßig wurde Katutura in Stammesbezirke gegliedert - getrennt nach Ovambo,Herero und Damara.
1959 begann die Zwangsumsiedlung der im Stadtgebiet wohnenden Schwarzen. Dies führte am 10. Dezember 1959 zum Aufstand und war erst 1968 abgeschlossen.
Jeder Townshipbesuch geht mir unter die Haut, verdeutlicht mir natürlich, wie gut es mir und vielen anderen in Europa geht und welch Glück wir haben, dass sehr vielen menschen nicht zu Teil wird.
Gerade in den jetzigen stürmischen Zeiten für Europa, in denen Flüchtlingspolitik, mangelnde Menschenwürde, Grexit oder Brexit die Europäische Union zumindest ins Schlingern bringen, erscheinen all diese Probleme nach einem Townshipbesuch in einem anderen Licht.
Besonders bemerkenswert im Vergleich zu anderen Ländern erscheint mir immer wieder die Friedfertigkeit, mit der die unterschiedlichen Stämme Namibias miteinander zusammenleben.
Eins solltet ihr auf jeden Fall bei einem Namibiabesuch nicht versäumen, tretet mit den menschen auf eurer Reise in Kontakt. Haltet mal am Straßenrand an und redet mit den Menschen - vielleicht habt ihr ja auch etwas zu Essen oder zu Trinken übrig, die Menschen werden es Euch danken.
Trampen ist in Namibia übrigens ein Volkssport, da ein öffentliches Transportwesen nicht existiert. Es gibt zwar private Kleinbusse, die zwischen den Städten verkehren, diese sind für die meisten Einwohner jedoch immer noch zu teuer.
Solltet Ihr darüber nachdenken den ein oder anderen Tramper am Straßenrand mitzunehmen - und sei es auch nur auf Eurer Ladefläche - dann macht es und macht euch keine Gedanken über eure Sicherheit.
Viel Spaß beim Entdecken dieses wunderbaren Landes...!
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Planst Du eine Reise in das südliche Afrika - nach Namibia, Botswana, Südafrika oder Simbabwe, dann findest Du hier meine Reiserouten, vielleicht ist ja auch die richtige Route für Dich dabei...
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wrBEIRqX (Montag, 19 September 2022 19:11)
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