wildlife photography - der versuch einer Bedienungsanleitung...

Wildlifefotografie - irgendwie kam ich zu dem Thema durch Zufall während meiner ersten Afrikareise und heute ist es das Genre, welches mein Herz höher schlagen lässt. Würde mich heute jemand fragen, ob ich nicht Lust hätte mit auf Safari in Afrika zu gehen, mein Rucksack wäre gepackt  bevor der Satz zu Ende gesprochen ist.

safarifotografie und wildlifefotografie

Was macht dieses Thema so interessant und magisch anziehend für mich...? 

 

Lange Zeit habe ich mich überwiegend mit dem Thema Langzeitbelichtung beschäftigt und bin eher zufällig auf einer Afrikareise, während derer ich mich eigentlich mehr mit dem Thema Reise- und Landschaftsfotografie auseinandersetzen wollte, dass erste Mal mit der Wildlifefotografie in Kontakt gekommen.

 

In letzter Zeit habe ich angefangen mich intensiver mit dem Thema Streetfotografie auseinanderzusetzen und festgestellt, beide Genres sind sich durchaus sehr ähnlich. Spontanität ist gefragt, das Ergebnis ist nicht planbar und insbesondere von Gefühl und dem Blick für das Wesentliche geprägt, nicht zu vergessen das notwendige Glück.

 

Die ersten Schritte habe ich noch mit einer Nikon D90 Cropcamera, Sigma 70-200mm Objektiv, nebst zugehörigem 2 fach Telekonverter, gemacht. Diese Kombination und ein Crop Faktor von 1,5, ermöglichten mir so immerhin eine Brennweite von 600mm und dennoch stellte ich fest, diese Brennweite ist nicht wirklich viel in der Wildlifefotografie.

 

Zur besseren Orientierung ist dieser Blog in drei wesentliche Teile untergliedert, einen technischen, einen praktischen und einen Bildteil. Der Blog ist länger als gewöhnlich und vielleicht hätte ich daraus mehrere Teile machen können, allerdings ist mir der Gedanke alle wichtigen Komplexe zum Thema Wildlifefotografie in einem Dokument zu vereinen wichtiger.

 

Teil 1 - technische "Voraussetzungen" - oder, wenn ich mir etwas wünschen darf

 

Welche Ausrüstung ist für die Wildlifefotografie geeignet, bzw. was ist die notwendige Voraussetzung, um Wildlifefotografie adäquat betreiben zu können?

 

a.) Brennweite

 

 

Fangen wir mit dem wahrscheinlich immanentesten Faktor, der Brennweite an. Selbst mit viel Glück - und auch auf guten Safaris - werdet ihr immer eine gewisse Distanz zu den Tieren wahren und das ist auch gut so, es sei denn ihr möchtet als Futter enden, plattgetrampelt werden, oder im Wasser mit Hippos, Krokodilen und Schlangen schwimmen.

 

Die Brennweite kann kaum groß genug sein. Im Moment verwende ich das Sigma 120-300mm Zoombjektiv mit zugehörigem 2 fach Telekonverter und am Vollformatbody meiner Nikon D850, somit komme ich immerhin auf eine maximale Brennweite von 600 mm. Vorher habe ich eine Nikon D810 verwendet und wäre damit heute, bis auf ein paar kleine Einschränkungen auch noch sehr zufrieden.

 

Während meiner letzten Safari habe ich leider endgültig feststellen dürfen, dass der Telekonverter für mich nur noch das letzte Mittel der Wahl darstellen kann. Sobald die Lichtsitutation etwas schwieriger wird sind Bilder ohne und oft auch mit Einbein einfach unscharf. Das mag an der Kombination Nikon und Sigma liegen und auch an der Kombination D850 und Sigma.

 

In letzter Zeit erwische ich mich immer häufiger, dass ich lieber nur mit 300 mm knackscharf fotografier und den Bildausschnitt nachher am MAC croppe, als auf den Telekonverter zurückzugreifen. Sicherlich ist das auch ein Stückweit ein Luxusproblem bei 45 mio. Pixeln.

 

hippo pools, sedudu island kasane botswana
hippo pools, sedudu island kasane botswana... d610; 900mm; f5.6; 1/1000 sec.; iso 200

 

Neben den Zoomobjektiven gibt es auch diverse Festbrennweiten, allerdings ziehe ich den Zoom dem Qualitätsvorteil unter Flexibilitätsaspekten vor.

 

Ein Objektivwechsel ist im Eifer des Gefechtes zwar möglich, aber nicht sinnvoll, wahrscheinlich ist der einzufangende Moment direkt nach dem Objektivwechsel bereits vorbei. Mit etwas Übung bin ich mittlerweile in der Lage den Telekonverter schnell zu tauschen. Für alles andere hilft nur ein zweiter Kamerabody plus Objektiv.

  

Lichtstärke und Belichtungszeit

 

Zusätzlich zur Brennweite ist die Lichtstärke in der Wildlifefotografie entscheidend, insbesondere auch vor dem Hintergrund des Freistellens. Oftmals ist das notwendig, um einen unruhigen oder störenden Hintergrund in Unschärfe verschwinden zu lassen.

 

lions playing during a lion`s walk in Simbabwe near Victoria Falls
lions playing during a lion`s walk in Simbabwe near Victoria Falls... nikon d610; 200mm; f5.6; 1/500 sec.; iso 100

 

Weiterer pro Faktor für ein lichtstarkes Objektiv ist die extern vorgegebene Belichtungszeit. Als Faustformel für ein verwacklungsfreies Bild ist die vereinfachte Formel 1/Brennweite anwendbar. Tiere bewegen sich permanent und oftmals auch spontan, aus diesem Grund ist eine kurze Belichtungszeit unabdingbar.

 

Bei einer Brennweite von 600mm fotografiere ich häufig mit einer Belichtungszeit von ca. 1/600 sec., allerdings auch mit 1/250 sec. und weniger, wenn es die Lichtverhältnisse nicht anders zulassen. Hier ist etwas Bauchgefühl und Erfahrung gefragt.

 

Zur Stabilisierung des Objektivs verwende ich häufig ein mittelgroßes Einbein, auch da Euch ansonsten der Arm dank des Gewichtes im Laufe der Zeit mehr als schwer wird. Leider hilft ein Einbein auf einem schaukelnden Boot oder einem sich langsam bewegenden Jeep nur bedingt.

 

Mit einem kurzen Anlegen und Abdrücken ist es in den seltensten Fällen getan, vielmehr ist das eine glückliche Ausnahme. Wesentlich häufiger werdet Ihr lange Zeiträume mit der Kamera in der Hand und dem Sucher am Auge verbringen, auf den richtigen Moment wartend und hoffend, dass Eurer Arm im entscheidenden Moment nicht zu schwer und wackelig ist.

 

Für maximale Flexibilität mit der Kamera kann man sich aber nur auf seinen eigenen Arm verlassen und je länger ihr euch mit der Wildlife-Fotografie beschäftigt habt, umso öfter werdet ihr freihändig fotografieren. Denn nur so komme ich in kürzester Zeit zur optimalen Perspektive.

 

Ihr könnt die Kamera spontan etwas tiefer haben und damit gleich eine ganz andere Perspektive haben, oder ihr habt vielleicht nur wenige Sekunden zur Verfügung. Aus der Hand kommt ihr somit immerhin zu einem Foto, während ihr ansonsten wohl noch mit dem Einbein am hantieren seit.

  

c.) Der ISO Wert

 

Zur Verkürzung der Belichtungszeit steht zum Glück noch ein Anheben des ISO-Wertes zur Verfügung. Insbesondere im Dämmerlicht, oder wenn Ihr aufgrund der Lichtstärke des Objektives zu einer höheren Blendenzahl gezwungen seit, ist dies von Vorteil.

 

Grundsätzlich vertrete ich die Auffassung, lieber ein leicht rauschendes Bild als gar kein Bild, deshalb habe ich auch kein Problem mit ISO Werten von 3200 oder mehr zu fotografieren.

Natürlich ist ein Qualitätsunterschied bei genauer Betrachtung anhand eines höheren Rauschens ersichtlich und auch die Nachbearbeitung kann das ab einem bestimmten ISO-Wert nur bedingt ausgleichen.

 

Dennoch finde ich die Ergebnisse, wie z.B. die Nashornmutter mit ihrem Jungen vollkommen ausreichend. Machen wir uns nichts vor, die Wildlifefotografie kratzt bei der möglichen technischen Ausstattung am oberen Rand der Preisskala...

 

rhino with cub in the last evening light, okambara namibia ... 155mm, f2.8, 1/160 sec., iso 3200
rhino with cub in the last evening light, okambara namibia ... 155mm, f2.8, 1/160 sec., iso 3200

 

Kommen wir nach der Brennweite, Lichtstärke und dem ISO-Wert zu einem weiteren leider nicht zu vernachlässigendem Faktor in der Wildlifefotografie - dem Megapixelwahn.

  

d.) Welche Auflösung sollte der Body haben

 

In Standardsituationen bin ich ein großer Freund davon seine Beine in die Hand zu nehmen und den gewollten Bildausschnitt zu erlaufen, offensichtlich ist dies aus gesundheitlichen Gründen bei der Wildlifefotografie nur in seltenen Fällen möglich. Deshalb ist auch bei einer Brennweite von 600mm im Nachhinein oftmals während der Nachbearbeitung Croppen unerlässlich.

 

Aus diesem Grund spielt die Auflösung des Bodys, eine entsprechenden Auflösung des Objektivs vorausgesetzt, eine wichtige Rolle. Allerdings sind die meisten Spiegelreflexkameras heutzutage mit 45 Megapixeln ausgestattet und bilden eine gute Basis auch für stärkere Vergrößerungen.

 

fish eagle okavango delta botswana africa
fish eagle okavango delta botswana africa... d610, 900mm, f5.6, 1/800 sec., iso 200

 

Damit sind die wesentlichen technischen Einflussfaktoren erörtert, dennoch möchte ich noch ein paar grundlegende Gedanken zum Thema Kamerabody mit auf den Weg geben.

 

e.) Welcher Body ist geeignet

 

Zur Brennweitenmaximierung sind Crop Bodys infolge des Umrechnungs-faktors von 1,5 in der Wildlifefotografie den Vollformatbodys durchaus überlegen und oftmals spürbar günstiger als ein vergleichbares Vollformat-modell.

 

Allerdings möchtet Ihr auf einer Safari vielleicht auch das ein oder andere weitwinkelige Landschaftsfoto aufnehmen, hier hat das Vollformat die Nase vorn. 

 

elephant okavango delta botswana
elephant okavango delta botswana ... d610, 300mm, f5.6, 1/400 sec., iso 100

 

Beim Thema Crop dürfen auch die spiegellosen Systeme, wie z.B. das Micro Four Thirds System von OMD mit einem Crop Faktor von 2, nicht mehr unerwähnt bleiben.

 

Insbesondere das Olympus 40-150mm f.2.8 Objektiv nebst Telekonverter an einer OMD EM-1 stellt eine interessante Alternative zum Spiegelreflexbody dar, nicht zuletzt wird so eine max. Brennweite von 600mm erreicht.

 

Darüber hinaus ist das Micro Four Third System, vorsichtig formuliert, dem Autofokussystem der Vollformatkameras von Canon und Nikon mindestens ebenbürtig und dazu gibt es noch einen herausragenden Bildstabilisator, bei allerdings max 20 Megapixeln.

 

Ohne, dass ich auf praktische Erfahrungen zurückgreifen kann, außer die Streetfotos mit meiner OMD  EM10, erscheinen mir 20 Megapixel für das notwendige Croppen in der Wildlifefotografie als zu wenig.

 

Darüber hinaus kann ich mich auch nach längerer Zeit nicht so wirklich mit dem digitalen Sucher anfreunden und das Fotografieren mit dem Live View ist nicht zweckmäßig, dennoch halte ich das Micro Four Third Format für eine echte Alternative.

 

Natürlich soll Sony auch nicht unerwähnt bleiben mit seiner alpha Serie, die technisch über jeden Zweifel erhaben ist. Ich persönlich würde mir nur für die Wildlifephotography eine Nikon D850 oder Nikon Z7II kaufen. Klar, ich habe alles von Nikon, aber welcher rationale Grund spricht dafür?

 

Die D500 ist von der Verarbeitung und Robustheit auf dem Niveu der D850, der Autofokus ist der der D850 ebenbürtig. Sensortechnisch hat Crop-Sensor die Nase vorn, denn so werden aus 300 mm schnell 450 mm oder aus 400 mm werden 600 mm bei identischer Offenblende. 

 

All diejenigen, die sich tiefer mit dem Thema Body beschäftigen möchten, denen lege ich die Erfahrungsberichte der von mir verwendeten Bodies ans Herz.

 




hippo pools - okavango delta botswana
hippo pools - okavango delta botswana, 900mm, f3.5, 1/500 sec., iso 100

f.) Welche geeigneten Objektive gibt es auf dem Markt und welche sind empfehlenswert?

 

Das von mir verwendete Sigma 120-300mm f2.8 kann ich bis auf das massive Gewicht uneingeschränkt empfehlen, leider ist der Spaß nicht ganz preiswert.

 

Die Mutter der Teleobjektive ist die Nikon 300mm 2.8  Festbrennweite und im Hinblick auf die Schärfe über jeden Zweifel erhaben, nicht zuletzt gilt das auch für den Preis. Wie bereits erwähnt, schätze ich gerade den Zoom in der Wildlifefotografie und allein dies ist für mich ein Ausschlusskriterium für dieses wahnsinnige Objektiv (wer sich genauer über dieses Objektiv informieren möchte, hier geht es zum Testbericht von Gunther Wegner - Gunther hat übrigens auch das Sigma 120-300mm ausführlich getestet).

 

Eine sehr gute Alternative zum preislichen Superlativ ist das Nikon 300mm 2.8 f.4, etwas weniger lichtstark, dafür für weniger als die Hälfte des Kaufpreises zu haben (hier geht es zum sehr guten Test von Gunther Wegner).

 

Des Weiteren sind in der engeren Auswahl noch zwei Objektive in einer etwas realistischeren Preisklasse, dass Sigma 150-600mm mit einer Lichtstärke von F5.0-6.3 und das Tamron SP 150-600mm mit einer Lichtstärke von 5-6.3 - und letzteres bietet mit einem Preis von ca. € 1.000 definitiv das beste Preis-Leistungsverhältnis (mittlerweile ist auch ein sehr guter englischer Testbericht auf www.dpreview.com erschienen).

 

Beide Objektive sind deutlich leichter als ihre teureren Alternativen und unter Verarbeitungsaspekten gibt es nichts auszusetzen. Getestet habe ich bis heute keines von beiden, außer das ich sie in der Hand hatte und mal ein Foto auf die schnelle geschossen habe.

 

Die Mutter aller Objektive für Nikon Fotografen ist natürlich das Nikon 180 mm - 400 mm f4 mit eingebautem Telekonverter, aber wird wohl für die wenigsten Fotografen erschwinglich sein. 400 mm bei f4 ist schon eine amtliche Brennweite und ich glaube, dass ein integrierter Telekonverter viel besser funktioniert als ein extern kombinierter.

 

Bis jetzt hatte ich noch nicht das Vergnügen dieses Objektiv zu testen, bin aber ziemlich sicher, aufgrund der erschienenen Testberichte, die Nikon D850 und das Nikon 180 mm - 400 mm ist meine Traumkombination und wird weiterhin ein Traum bleiben und das ist auch O.K. so...

 

Darüber hinaus gibt es natürlich mittlerweile die Welt der Z-Objektive für die spiegellose Nikon Z-Welt. Ausführlichere Meinungen meinerseits zu den einschlägigen Z-Objektive findet Ihr in meiner Nikon Z lensmap. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass für mich das Z 400mm f2.8 das Maß der Dinge ist, leider ist dies der Preis auf Nivea eines Kleinwagens auch. Natürlich ist das neue Zoomobjektiv 100-400mm bei f4.5 bis f5.6 absolut erwähnenswert, insbesondere aufgrund des sehr fair erscheinenden Preises. Für mich ist hier mal wieder die Offenblende der begrenzende Faktor.

 

griaffe - chobe riverfront botswana
griaffe - chobe riverfront botswana... 900mm, f5.6, 1/1000 sec., iso 200

 

Müsste ich mich heute erneut entscheiden, so würde meine Wahl wieder auf das Sigma 120 - 300 mm fallen, bis auf das Gewicht kann ich von dem Objektiv nur gutes berichten und es bietet in der gehobenen Preisklasse ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, bei einer Offenblende von f2.8!

 

Soll es preislich erheblich günstiger sein, würde ich ohne zu zögern zum Tamron greifen und habe somit an einem Crop Body ohne Telekonverter 900mm Brennweite bei einer Offenblende von 6.3.

 

Damit möchte ich mit dem Gear Acquisition Syndrom abschließen, denn gute Bilder gehen nicht automatisch mit einer professionellen Ausrüstung einher - eine eher strapazierte Aussage und dennoch entspricht sie der Wahrheit.

  

elephant in the okavango delta botswana africa
elephant in the okavango delta botswana africa... d610, 240mm, f5.6, 1/200 sec., iso 200

 

Mit jeder Kameraausrüstung lassen sich gute Wildlife Fotos aufnehmen, ein bisschen Brennweite und die richtige Perspektive  vorausgesetzt und natürlich stehen alle Fotografen irgendwie auf das Thema Ausrüstung und das ist auch gut so. 

 

Ich versuche mir nur noch Dinge zu kaufen, die einen möglichst langen Teil meines Lebens mit mir verbringen können - nicht ganz einfach bei technischen Dingen, aber kein Problem bei einem Rucksack und auch Objektiven. Hier also die Dinge mit denen ich auf Safari gehe und die mein Herz höher schlagen lassen.

 

 

Wer von Euch noch auf der Suche nach einem guten, unglaublich coolen und robusten Foto- und Safarirucksack ist, für den ist vielleicht der compagnon backpack die richtige Wahl oder der etwas funktionalere Alllwetterrucksack explorer+ 


Schon vor einigen Monaten habe ich mir "the backpack" von Compagnon als neuen Fotorucksack auserkoren und so möchte ich Euch gern von meinen ersten Erfahrungen aus Botswana berichten... 



Teil 2 - genug der Technik, rein in den Sand und rauf auf`s Wasser, oder doch noch ein wenig Planung?

 

Was solltet Ihr tun, oder auch besser lassen, um Eure Chancen auf ein gutes Foto zu verbessern?

 

Am besten lasst Ihr Euren Fotorucksack direkt in der Lodge und nehmt "nur" Eure Kamera nebst Objektiv und Telekonverter mit, falls vorhanden noch ein Einbein.

 

Wer es dennoch mit den unterschiedlichen Objektiven nicht lassen kann, dem empfehle ich einen Zweitbody. Vielleicht könnt Ihr euch diesen ja leihen, oder Ihr kauft einen guten gebrauchten Body, um diesen nach der Reise direkt wieder zu verkaufen.

 

Zusammenfassend - nehmt so wenig wie möglich mit auf Safari, Ihr werdet ansonsten nur davon abgehalten die entscheidenden Momente einzufangen, denn ständig habt Ihr das Gefühl das falsche Objektiv sitzt auf dem Body.

 

Wie in allen Genres der Fotografie gilt, gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Deshalb nehmt den Platz vorn im Jeep -  direkt hinter dem Fahrer. So seit Ihr in der Lage nach vorn und zu den Seiten zu fotografieren und könnt den Fahrer bei Bedarf auch bitten den Jeep zu bewegen.  Auf einem Boot  ist der Platz am Bug zu präferieren, von hier aus habt Ihr die beste Übersicht und den flachsten Punkt für eine gute Perspektive.

 

meerkat at the magadakgaki pan in botswana
meerkat at the magadakgaki pan in botswana... d610, 70mm, f4.6, 1/200 sec., iso 100

 

Des Weiteren hilft es das Terrain bereits zu kennen und dieses, wenn möglich, auf mehreren Game Drives zu erkunden, so seht Ihre welche Tiere sich am Morgen oder am Abend wo aufgehalten haben.

 

Dieses Wissen erhöht Eure Chancen auf ein gutes Foto während des nachfolgenden Drives, das Terrain ist bekannt und Ihr könnt gezielt die Orte der morgendlichen Tieraktivitäten ansteuern, natürlich fehlt dann noch ein quentchen Glück, dass z.B. die Löwen noch da sind, diesmal im richtigen Licht und Euch dazu noch anschauen.

 

Oftmals gibt es in den Lodges der Nationalparks auch Bücher in die die Besucher Tieraktivitäten eintragen, insbesondere für Löwen ist dies gut geeignet. Die Tiere sind im Rudel häufig mehrere Tage an einem Platz, um morgens und abends zur Jagd aufbrechen.

 

Die Wildlifefotografie lebt davon Bilder zum Leben zu erwecken. Heute existieren so viele technisch perfekte Fotos von fast jeder Tierart auf diesem Planeten. Da dieses Genre in der Vergangenheit besonders attraktiv war für Fotografen und Filmemacher, der Betrachter setzt die Messlatte demnach intuitiv sehr hoch an.

 

Wollt Ihr den Blick des Betrachters dennoch halten und sein Interesse wecken, dann sollte Euer Bild sich auf irgendeine Weise von den bekannte Bildern unterscheiden.

 

Um ein gutes Tierfoto zu machen liegt es auf der Hand an besonders tierreiche Orte zu Reisen. Es bieten sich sogenannte private Game Drives in Lodges an, die ihre Tiere mit GPS-Sendern aufspüren können.

 

Ich bin eher ein Freund der puren Natur und des Zufalls. Im südlichen Afrika bieten sich insbesondere der Krüger Nationalpark in Südafrika und der Etosha Nationalpark in Namibia an. Beide Parks können sowohl mit dem eigenen Jeep, als auch mit einer geführten Safari befahren werden.

 

Besonders intensive Tierbeobachtungen sind im Chobe Nationalpark, im Okavango Delta, Nxai Pan,  Makgadikgadi Pans und der Khwai Konzession in Botswana möglich. Diese Regionen zählen zu den tierreichsten Regionen Afrikas und bieten darüber hinaus eine einmalig schöne Kulisse. Für mich persönlich ist Botswana das Tierparadies, es wird nicht umsonst als eines der letzten Paradise unseres Planten Erde bezeichnet.

 

Nicht zu unterschätzen ist auch der Caprivi Strip in Namibia an den Flüssen des Kwando und Sambesi. Darüber hinaus gibt es auch in Kenia und Tansania hervorragende Tierbeobachtungsmöglichkeiten.

 

leopard at the okambara lodge namibia africa
leopard at the okambara lodge namibia africa ... d610, 120mm, f3.5, 1/400 sec., iso 100

 

Im Weiteren möchte ich Euch ein paar Bilder zeigen und die Entstehungs-geschichte und den Weg zum Bild beschreiben. Vielleicht gewinnt Ihr so ein paar Anhaltspunkte, damit bei Euch das Bild dann auch im entscheidenden Moment sitzt...

 

Natürlich ist das Thema Wildlifefotografie unweit komplexer als hier dargestellt, der Artikel soll den Einstieg in das Thema Wildlife erleichtern. All diejenigen die weiter auf der Suche nach Equipmenttests und -erfahrungen sind, die möchte ich gern auf meine Safaripackliste und den Testbericht des von mir verwendeten Compagnon Rucksacks verweisen.

 


equipment fotografie und reise für wildlife und safari in afrika

Schon vor einigen Monaten habe ich mir "the backpack" von Compagnon als neuen Fotorucksack auserkoren und so möchte ich Euch gern von meinen ersten Erfahrungen aus Botswana berichten... 



 

Diejenigen die auf der Suche nach einer praktischen Herngehensweise an die Wildlifefotografie sind, für die ist der nächste Abschnitt Tipps geschrieben.

 

Teil 3 - Tipps zur Bildgestaltung, technischen     Umsetzung  und ei paar persönliche Erfahrungen

cheetah in namibia near otjiwarongo at the aloegrove safari lodge
cheetah in namibia near otjiwarongo at the aloegrove safari lodge... d610; 240mm; f3.5; 1/320 sec.; iso 100

 

Dieses Gepardenfoto ist auf einer Farm in der Nähe von Otjiwarongo in Namibia aufgenommen. Geparden in freier Wildbahn so nahe zu kommen und in einem solchen Winkel zu fotografieren ist fast unmöglich (ausgenommen Ihr liegt tagelang an einer Stelle im Dickicht und habt Glück).

Darüber hinaus sind die Tiere sehr scheu, auch wenn sie Menschen gewöhnt sind, und überwinden ihre natürliche Scheu gegenüber Fremden häufig nur beim Fressen, so war es auch bei diesem Exemplar.

 

Wir durften in das Gehege während das Tier gefüttert wurde. Um einen möglichst natürliches Foto zu schiessen wartete ich, bis der Gepard genug gefressen hatte, und suchte mir in der Zwischenzeit einen Platz möglichst tief hockend und nah an dem Tier. Zum Glück war der Rest der Gruppe eher eingeschüchtert und niemand störte mein Sichtfeld nach vorn.

 

Der Zeitpunkt war lichttechnisch perfekt. Das schönste Licht in Namibia ist das späte Nachmittagslicht zwischen 5 Uhr und 6 Uhr (hier 5:30) - für mich gibt es bis heute kein schöneres Licht zum Fotografieren.

 

Als der Gepard sein Mahl beendet hatte und ich seine Neugier auf mich zog, wartete ich einen Moment direkten Blickkontakts ab und drückte ein paar mal auf den Auslöser.

 

Das wesentliche Kriterium für dieses Bild sind demnach das Licht und die vorher geplante Perspektive nebst Bildausschnitt und Blickkontakt.

 

hippos relaxing in the evening light at the kwando river, caprivi strip namibia
hippos relaxing in the evening light at the kwando river, caprivi strip namibia... d610, 800mm, f5.6, 1/1320 sec., iso 400

 

Im Okavango Delta in Botswana wurde dieses Hippofoto aufgenommen. Es war ca. 7 Uhr am Morgen und wir waren in unserem Aluminiumboot auf dem Weg zu einem Bush Walk, als wir an einer für Hippos bekannten Stelle auf diese beiden Exemplare stiessen (wer das Terrain kennt ist klar im Vorteil). Das Morgenlicht ist ebenso fantastisch wie das Spätnachmittagslicht. Leider ist auch diese Lichtphase auf  eine Stunde beschränkt.

 

Da die Tiere in einem kleinen und für uns unerreichbaren "Nebenteich" schwammen benötigte ich einen Telekonverter, um auf eine Brennweite von 800mm zu kommen, damit war als maximale Offenblende 5.6 vorgegeben. Insbesondere am Morgen stelle ich meine Kamera auf ISO-Automatik bis 1.000, um sehr schnell zu kurzen Belichtungszeiten wechseln zu können.

 

Mit 1/1320 sec. ist die Belichtungszeit vielleicht etwas sehr kurz, allerdings wollte ich bei 800mm auf dem wackelnden Boot kein Risiko eingehen und zumindest ein scharfes Foto produzieren.

 

Darüber hinaus kann das Fotografieren von Hippos mit langen und schweren Brennweiten ziemlich anstrengend werden. Häufig taucht ein Tier mit unbekanntem Ziel ab, hat die Augen verschlossen oder sieht Euch einfach nicht an.

 

Augenkontakt ist für mich einer der wesentlichen Faktoren der ein Bild lebendig erscheinen lässt.

 

Red Lechwe  antelope in the morning light at the Kwando river in Namibia Africa
Red Lechwe antelope in the morning light at the Kwando river in Namibia Africa (Mazambala Island Lodge) nikon D610; 900mm; f5.6; 1/640 sec.; iso 100

 

Für dieses Foto waren wir am frühen Morgen bei schönstem Licht auf dem Kwando Fluss in Namibia unterwegs, als wir plötzlich bei zügiger Fahrt an zwei Impala Antilopen vorbeiglitten.

 

In diesem Moment bin ich einfach aufgestanden, habe bei maximalem Zoom angesetzt und darauf gehofft, dass ein Tier zu mir aufschaut.

Wie Ihr seht ist die Belichtungszeit mit 1/640 sec. bei 900mm relativ lang gewählt, leider hatte ich vergessen die ISO Automatik einzuschalten - Glück braucht man eben sehr häufig.

 

buffalo sedudu island at the chobe riverfront, botswana
buffalo sedudu island at the chobe riverfront, botswana... 600mm, f5.6, 1/500 sec., iso 200

 

In der Nähe von Kasane in Botswana liegt die Chobe River Front, eines der tierreichsten Areale welches ich bisher in meinem Leben besucht habe.

 

In alter Manier geht es hier auf Aluminiumbooten zur Safari. In der Trockenzeit, bis Ende September, ist der Wasserstand des Grenzflusses Chobe relativ niedrig und gibt die Insel Sedudu zwischen Namibia und Botswana frei.

Eine Insel auf der außer der Nationalflagge Botswanas nichts steht und die gänzlich mit frischen Gras bewachsen ist, und deshalb ein gefundenes Fressen für alle Tiere ist. Die Tiere schwimmen zur Insel und fressen dort den ganzen Tag.

 

Dank der schnellen und wendigen Boote fahren wir mehrfach direkt bis an den Rand der Insel und bis auf wenige Meter Abstand an die Tiere heran.

Diesmal war ein Wasserbüffel im Fokus, dass der Oxpecker direkt in das Bild fliegt konnte ich natürlich nicht ahnen.

 

Durch den Schnitt ist das Bild auf das Wesentliche reduziert, da Ihr sehr häufig mit langweiligen Hintergründen zu kämpfen habt und die Bilder perspektivisch auch langweilig wirken, wenn immer das ganze Tier abgebildet ist.

Konzentriert Euch auf das Wesentliche, den Torso des Büffels kann sich jeder vorstellen und er hat keinen Wert für die Bildaussage.

 

elephants crossing the sambesi to sedudu island - botswana
elephants crossing the sambesi to sedudu island - botswana... d610, 900mm, f5.6, 1/500 sec., iso 200

 

Wir sind immer noch auf dem Boot vor der Insel Sedudu. Mit etwas Glück trafen wir auf mehrere Elefantenherden von ca. 50 Tieren, die sich am späten Nachmittag, zum besten Licht, am Flussufer eingefunden haben, um auf die Insel zu schwimmen und dort ein bis zwei Tage fressend zu verweilen, bevor es wieder zurück an das Festland geht.

 

Ein solches Ereignis sorgt selbst im entfernten Botswana und der relativ touristischen Chobe Riverfront für einen regelrechten Bootsauflauf.

Zum Glück hatten wir die Elefanten bereits einige Stunden früher gesehen und sind rechtzeitig an die Stelle zurückgekehrt (wer das Terrain kennt ist klar im Vorteil), um einen der guten Plätze zu ergattern - relativ nah an den Elefanten und ohne sichtversperrende Boote.

 

Eine gute halbe Stunde dauerte es, bis die Leitkühe die Route für ihre Herde ausgewählt und getestet hatten und der Tross von Dickhäutern sich langsam in Bewegung setzte.

Trotzdem wir von allen Booten den Elefanten am nächsten waren, benötigte ich 900mm Brennweite um einigermaßen dicht heranzukommen. Dank meines Einbeins und einem nicht schaukelnden Boot, wir sind halb auf Sedudu heraufgefahren, konnte ich mit verhältnismäßig langen Belichtungszeiten scharfe Bilder aufnehmem.

 

Das der kleine Elefant im Schatten der Eltern fast schwarz erscheint ist Zufall und keine Nachbearbeitung, ebenso wie der Vogel der durch das Bild fliegt. Manch einer empfindet den Vogel als störend, für mich ist er das i-Tüpfelchen, neben dem ausgestreckten Rüssel des kleinen Elefanten, und again - it`s nature.

 

elephants crossing the chobe river to sedudu island from namibia to botswana
elephants crossing the chobe river to sedudu island from namibia to botswana... d610, 900mm, f5.6, 1/400 sec., iso 200

 

Auch dieses Szene zeigt die den Chobe überquerenden Elefanten - dieses Mal in Farbe und bei bestem Nachmittagslicht. Das der kleine Elefant vorgeschoben positioniert und sein Rüssel kurz über der Wasseroberfläche gestreckt ist, ist nur bedingter Zufall.

 

In der Wildlifefotografie solltet Ihr euch Bilder vorstellen bevor sie entstehen, ähnlich wie in der Streetfotografie.

Durch das Erahnen seit Ihr auf diese Momente vorbereitet und habt noch einen sehr kurzen Moment, um den Bildausschnitt gestalten und den Schärfenpunkt setzen zu können - manchmal seid Ihr erfolgreich, sehr häufig leider auch nicht. Wichtig ist, dass Ihr euch nicht entmutigen lasst, ein Erfolgsmoment kommt ganz sicher mit der Zeit.

 

crocodile on the sedudu island, chobe national park botswana
crocodile on the sedudu island, chobe national park botswana... d610; 300mm; f2.8; 1/160 sec.; iso 200

 

Für dieses Bild sind wir mit unserem Boot bis auf zwei oder drei Meter an ein auf Sedudu liegendes Krokodil herangefahren. Interessant an diesem Bild ist, dass das Krokodil das Maul und das Auge geöffnet hat und seine beeindruckenden Zähne zeigt.

Manch einer wird das Gras am linken Bildrand monieren, doch ich stempele  nur in Ausnahmefällen, da ich mit meiner Wildlifefotografie die Realität abbilden möchte und da gehören hier und da ein paar Halme dazu - that`s nature...

 

scared leopard on a tree in the chobe national park botswana, he is surrounded by baboons and trying to scare them away
scared leopard on a tree in the chobe national park botswana, he is surrounded by baboons and trying to scare them away... d610, 900mm, f5.6, 1/500 sec., iso 320

 

Der Leopard auf dem Baum ist ebenfalls im Cobe Nationalpark aufgenommen, diesmal jedoch nicht vom Boot, sondern auf einer morgendlichen Safari im  Jeep.

Es handelt sich um ein junges un unerfahrenes Tier in einem Alter von ca. 2 Jahren. Der Leopard wollte aus einer Herde von Springbok Antilopen ein Tier reissen, hat aber seine Rechnung ohne die Paviane (Baboons) gemacht.

 

Springboks und Baboons Bilden eine natürliche Schutzsymbiose in der Natur. Springboks können sehr gut riechen und Baboons sehr gut sehen - zusammen ergänzen sich beide Arten bestens.

 

Die Baboons haben den Leopard gesehen bevor er nahe genug an die Springbokherde heranschleichen konnte und ihn auf einen Baum gejagt.

Die Baboons haben den völlig verängstigten Leoparden auf dem Baum umzingelt und schreien ihn in einer ohrenbetäubenden Lautstärke an, nebenbei rütteln und schütteln die Affen den Baum heftig.

 

Ein ausgewachsenes Baboonmännchen kann einen jungen Leoparden mit seinen starken Zähnen durchaus töten, gleiches gilt natürlich auch für den Leoparden.

 

Beiden Parteien war bewusst, der Ausgang des Kampfes ist offen und so blieb es auch ausschließlich bei Drohgebärden, wie dem Fauchen des Leoparden.

 

scared leopard on a tree in the chobe national park botswana, he is surrounded by baboons and trying to scare them away
scared leopard on a tree in the chobe national park botswana, he is surrounded by baboons and trying to scare them away... d610, 900mm, f5.6, 1/500 sec., iso 320

 

Da unser Guide den Leopard relativ früh entdeckt hat, konnten wir uns einen der guten Plätze um den Baum ergattern (wer das Terrain kennt ist klar im Vorteil). Etwas später standen mehr als 10 Jeeps um den Baum - ein echtes Ereignis, selbst die sonst so abgeklärten Guides waren vollkommen außer sich vor Aufregung.

 

Die Bedingungen für ein Foto waren perfekt, zudem Stand der Jeep bewegungslos, sodass ich das Einbein verwenden und in Ruhe die Einstellungen vornehmen konnte.

 

Weiterhin wird an diesem Bild ersichtlich, eine Brennweite von 900mm ist nicht besonders viel. Unser Jeep war ca. 10 Meter vom Baum entfernt und der Leopard saß in ca. 6 Meter Höhe, trotzdem habe ich bereits 900mm Brennweite benötigt, um diesen Bildausschnitt zu erzielen. Das Bild ist unbeschnitten.

 

Trotzdem ich genügend Zeit und Ruhe hatte, war mir leider nicht das Glück vergönnt ein Bild mit direktem Augenkontakt aufzunehmen. Das Tier war so auf die Baboons, am Stamm des Baumes, fixiert und mit seinem Überleben beschäftigt, dass es von all den Jeeps um den Baum gar keine Notiz nahm.

 

Für mich persönlich ist dieses Bild eine der besten Aufnahmen des Urlaubs, vielleicht weil ich auch eine besondere Geschichte damit verbinde. 

 

giraffe with oxpeckers, chobe national park botswana
giraffe with oxpeckers, chobe national park botswana... d610; 900mm; f5.6; 1/1250; iso 200

 

Wir kommen aus dem Chobe Nationalpark nicht heraus, Ihr merkt - es handelt sich um einen der Tierhotspots Afrikas und dabei waren wir nur zwei Tage zu Gast.

 

Das Foto wurde stehend aus dem Jeep aufgenommen, deshalb die extrem kurze Belichtungszeit - wie immer wünschte ich mir ein scharfes Bild, bei 900mm manchmal eine Herausforderung.

 

Eine stehende Giraffe wirkt auf einem Foto meistens langweilig, deshalb wollte ich möglichst dicht heran - natürlich hatte ich die Oxpeckers bereits von weitem auf der Giraffe gesehen, ein Foto welches ich mir schon seit langem gewünscht habe.

 

Das die Giraffe dann noch die Zunge rausstreckt war natürlich Glück, ebenso das die Giraffe mich direkt ansieht und das die Oxpeckers ein Dreieck bilden.

 

Wenn Ihr euch erst mal warmfotografiert habt, beachtet ein paar Regeln und versucht vorauszuschauend zu denken, dann passieren manchmal wirklich schöne Dinge, Dinge die Ihr eventuell erst viel später in Euren Bildern entdecken werdet - also seit intuitiv, spontan und vergesst insbesondere die Technik.

 

young lion during the lion encounter at victoria falls - simbabwe
young lion during the lion encounter at victoria falls - simbabwe, d610; 200mm; f5.6; 1/320 sec.; iso 100

 

Ein seltenes Unterfangen so nah ein einen jungen Löwen im Alter von 20 Monaten in freier Wildbahn zu gelangen. In der Nähe von Victoria Falls in Simbabwe wird ein sogenannter Lions Walk angeboten, der die erste Stufe eines Auswilderungsprogramms darstellt und dazu dient das Programm zu finanzieren und für die jungen Löwen eine Möglichkeit ist, ihr Territorium in einer Gruppe spielend zu erkunden.

 

Die Löwen werden in einem offenen Naturschutzgebiet gehalten in denen alle Tierarten vorkommen und in diesem Nationalpark verbrachten wir eine gute Stunde mit den jungen Löwen, die bereits viel größer sind und natürlich viel mehr Kraft haben als erwartet (siehe Foto weiter oben beim Spielen), einziger Schutz sind zwei Pfleger mit Stöcken und unser eigener Stock.

 

Nachdem der erste ganz große Respekt gewichen war begann ich behutsam zu fotografieren und das ist ziemlich aufregend auf den eigenen Beinen in einem offenen Nationalpark und zwei Löwen 3 Meter vor einem.

 

Bei Wildlifeaufnahmen auf den eigenen Beinen und ohne schützenden Zaun etc. solltet Ihr eure Kamera Blind kennen und nur ein Objektiv verwenden. Ihr seit mit so vielen anderen Dingen beschäftigt - Fluchtweg erspähen, mögliche Angriffe vorhersehen, Ausschau nach Tieren halten, ein Foto machen durch den Sucher schauen, schnell wieder die Umgebung checken etc..., das funktioniert nur wenn das Fotografieren unterbewusst abläuft.

 

meerkat during sunset at the edge of the makgadikgadi pans in botswana, the largest salt pans of the world
meerkat during sunset at the edge of the makgadikgadi pans in botswana, the largest salt pans of the world... 200mm; f4; 1/200 sec.; iso 100

 

Auch hinter diesem Foto steckt natürlich eine Geschichte - wir waren auf dem Weg in die Makgadaikgadi Pans in Botswana, einer Landschaft die sich nicht in Worte fassen lässt, so unglaublich schön und surreal. Es handelt sich um eine der größten zusammenhängenden Salzpfannen der Erde, hervorgegangen aus einem ausgetrockneten See.

 

Auf eben diese Salzpfannen sind wir mit Quads zu einer Nacht unter freiem Sternenhimmel im Schlafsack unterwegs gewesen.

 

Auf dem Weg kamen wir an einer halbzahmen Erdmännchenkolonie vorbei, die permanent von einem Einheimischen als lebende Vogelscheuche bewacht wurde. Leider waren wir spät dran und hatten nur wenig Zeit für die Aufnahmen. Wir mussten vor Sonnenuntergang an unserem Zielort auf der Salzpfanne ankommen.

 

Das Licht war perfekt. Damit mich keiner stört bzw. in meinen Bildausschnitt tritt, habe ich mir ein Erdmännchen etwas abseits der Gruppe ausgesucht. Nach den ersten Probeaufnahmen war klar, dieses Unterfangen wird auf die Knie und den Rücken gehen und so robbte ich auf vor dem Erdmännchen.

 

Da die Sonne bereits tief stand und das Licht einfach phänomenal war, entschied ich mich für eine Gegenlichtaufnahme. Es hat etwas gedauert bis ich den richtigen Winkel gefunden hatte, um sämtliche Spiegelungen zu meiden (ich stand in einem Minenfeld von Antilopenhaufen) und leider bewegte sich das Erdmännchen ständig.

 

Es sieht im Resultat alles ziemlich leicht aus, der Weg dahin war jedoch beschwerlich und das ist fast immer der Fall.

 

Zu meinem Leidwesen ist das Erdmännchen in dieser Konstellation nicht aufgestanden, immerhin schaut es in die Kamera. Perfekt wäre das stehende Erdmännchen vom Foto weiter oben, aber again - that`s nature.

 

my new friend malachite kingfisher at the okavango delta botswana
my new friend malachite kingfisher at the okavango delta botswana... d610; 900mm; f5.6; 1/840 sec.; iso 200

 

Ausnahmsweise ist dieses Foto absolut spontan aus dem Nichts entstanden. Wir waren im Okavango Delta mit dem Boot unterwegs, als plötzlich dieser Malachite Kingfisher direkt und unverdeckt auf den Gräsern am Flussufer für kurze Zeit bewegungslos saß.

 

Ich hatte mir dieses Bild schon mehrfach ausgemalt und es gab bereits diverse Anläufe. Entweder war der Vogel verdeckt, flog weg, schaute in die entgegengesetzte Richtung etc...

Neben dem Glück des Momentes zeigt sich bei diesem Bild ganz klar die Stärke eines megapixelstarken Body's. Trotz der 900mm Brennweite ist dies ein 1/10 Crop, beim Blick durch den Sucher habe ich es fast nicht geschafft auf den Vogel scharf zu stellen.

 

Im Moment des Abdrückens hätte ich nie mit diesem Ergebnis gerechnet und das ist häufig der Fall in der Wildlifefotografie.

 

elefant at chief`s island - okavango delta botswana
elefant at chief`s island - okavango delta botswana... 240mm, f5.6, 1/200 sec., iso 200

 

Dieser Dickhäuter ist ein echter Schnappschuss. Als wir langsam in unserem Mokoro über das Wasser glitten, treffen wir hinter einer Biegung auf diesen Elefanten im Schilf, er ist nur wenige Meter von uns entfernt und hat sich offensichtlich erschreckt. Ich brauchte nur im Bruchteil einer Sekunde abzudrücken.

 

Voraussetzung ist natürlich eine immer eingeschaltete und voreingestellte Kamera zur Hand, ansonsten verpasst Ihr die besten Momente in der Wildlifefotografie.

 

furious hippo - okavango delta botswana
furious hippo - okavango delta botswana, d610; 900mm; f5.6; 1/640 sec.; iso 200

 

Geschwindigkeit ist alles, das beschreibt auch dieses Hippo Foto eines sehr wütenden Männchens. Wir haben seine Ruhe mit unserem Boot und die seiner Weibchen gestört, er zeigt uns unmissverständlich was er davon hält.

 

Neben den Anforderungen an die Aufnahme war diese Situation auch nicht ganz ungefährlich, denn wir waren in einem Plastik- und nicht einem Aluminiumboot unterwegs. Hartplastik ist kein Hindernis für die riesigen Zähne eines Hippos. Wäre unser Guide nicht direkt in das ufernahe Schilf gefahren, hätten wie einen Angriff des Hippos riskiert.

 

Zwar habe ich das Hippo bei dieser Aufnahme vorher gesehen, dennoch tauchte es immer wieder ab - Ziel ungewiss und natürlich bekam es auch nur einen Wutausbruch.

 

In diesen Fällen hilft nur eine voreingestellte Kamera, wobei die Belichtungszeit für eine Brennweite von 900mm und dem sich schnell bewegenden Tier deutlich zu lang ist. Allerdings hatte ich nur noch Zeit die Kamera hochzureißen und darauf zu hoffen, dass Tier auch zu erwischen.

 

Leider ist das Foto nicht so gut geworden, wie es hätte werden können und dies ist der extrem kurzen Reaktionszeit geschuldet.

 

Doch zunächst das Positive an diesem Bild. Der Aufnahmewinkel ist relativ flach, das Hippo wird vom spätnachmittäglichen 17:30 Licht gestreichelt, das Bild ist trotz der Brennweite scharf und das Wasser plätschert gefroren aus dem Maul des Hippos, das Auge des Tiers ist weit geöffnet und schaut direkt in die Kamera - soweit ein richtig gutes Foto.

 

Was hätte ich in der Eile der Zeit besser machen müssen?

 

Das Hippo ist leider viel zu weit am linken Bildrand, das Tier hätte wesentlich weiter nach rechts positioniert werden müssen und die Schnauze des Hippos liegt außerhalb des Bildausschnitts. Doch warum ist das passiert? Die Antwort ist denkbar einfach, ich hatte einfach keine Zeit. Falls ich noch Mal so ein Glück habe, hoffe ich unterbewusst den Bildausschnitt weiter nach rechts zu verlagern.

 

Die abrasierte Schnauze ist dem immens weit aufgerissenen Maul geschuldet. Natürlich habe ich eine ganze Serie von Bildern in dem Moment aufgenommen und beim besten Resultat ist das Maul abrasiert und dennoch ist es besser als die anderen Versionen.

 

Kurzum, ich habe wahnsinniges Glück gehabt solch einen Moment erleben und fotografieren zu dürfen, für den Rest gilt mal wieder - that`s nature.

 

rhino serengeti park
rhino serengeti park 300 mm, f2.8, 1/250 sec., iso 100

 

Als Kontrastprogramm zur den Fotos aus Afrika zeige ich hier mal ein Foto aus dem Serengeti Park Hodenhagen - Wildlife aus Afrika in Deutschland.

 

Nashörner in deutschen Zoo`s sind fast so selten wie in der freien  Wildbahn. Eine Begegnung mit diesen Tieren ist immer beeindruckend.

In diesem Moment ein gutes Foto zu machen ist eine Herausforderung. Die Tiere erscheinen aus dem Nichts und sind in der nächsten Sekunde wieder verschwunden, nebenbei sind sie extrem scheu und vollkommen lautlos.

 

Das Foto der Nashornmutter mit ihrem Jungen ist in der freien Wildbahn aus dem Nichts entstanden und unter schwierigen Lichtverhältnissen.

Das Bild ist für die Umstände in Ordnung und ich liebe es, aber es ist definitiv kein WOW-Bild.

 

Ein gutes Nashornfoto ist wirklich Glück, oder Ihr seit in einem Park mit GPS Sendern unterwegs, sodass die Tiere für Euch aufgespürt werden, oder eben z.B. im Serengeti Park.

 

Habt Ihr ein Nashorn vor der Nase, dann hilft abdrücken meistens wenig, das Resultat ist ein großer Haufen Fleisch. Falls irgend möglich, solltet Ihr die Perspektive ändern und Euch auf einen Teil des Nashorns konzentrieren.

 

Auch dieses Foto war mal wieder Glück - ich befand mich im abgesperrten Elefantengehege, welches an das Freigehege der Nashörner angrenzt und durch das die Autos in das Elefantengehege hereinfahren. Eine Trennung erfolgt ausschließlich durch ca. 1,20 hohen Stahlzäune und wie es der Zufall so wollte, es graste ein Nashorn 3 Meter vor dem Zaun.

 

Die Aufgabe bestand darin sich dem Nashorn zu nähern, es nicht zu erschrecken. Dann brauchte ich nur noch die Kamera möglichst tief durch den Zaun zu schieben, darauf zu achten das das Nashorn mich ansieht und abzudrücken.

 

Der "normale" Parkbesucher wird dieses Foto nicht aus dem Auto machen, es sind die vorausschauenden und eher unbequemen Situationen die Chancen eröffnen - also probiert es aus!

 

Fazit

 

Wildlifefotografie ist nichts für den schnellen Schuss, es bedarf einer langen und sorgfältigen Planung im Voraus.

 

Darüber hinaus ist ein hohes Maß an Geduld gefordert, gepaart mit dem Schweiss des Wartens und dazu immer wieder viel viel Glück.

 

Außerdem ist der eigentliche Moment des Fotografierens bauchgesteuert und emotional - so wie in der Streetphotographie.

 

Falls Ihr Gefallen gefunden habt und neugierig seit, dann probiert Euch doch mal in der Wildlifefotografie, es muss ja auch nicht unbedingt eine Safari in Afrika sein.

 

Erwartet am Anfang nicht zu viel von Euch und setzt Euch nicht unter Druck, gut Ding braucht Weile!

 

Ihr seit auf der Suche nach einem Fine Art Wildlife oder Faces Foto für Eure eigenen vier Wände, dann werdet Ihr bestimmt in meinem Shop fündig.

 

elefant at chief`s island - okavango delta botswana
elefant at chief`s island - okavango delta botswana... 600mm, f5.6, 1/320 sec., iso 200



Die Khwai private concession am gleichnamigen Khwai Fluß ist für mich eine der absoluten WOW Location`s in Botswana.

Die Flora und Fauna gleichen dem Okavango Delta und der Khwai liegt routentechnisch perfekt zwischen Maun und dem Chobe Nationalpark, ist aber auch für kurz entschlossene binnen eines Tages von Maun aus per 4x4 zu erreichen, oder natürlich auch als Fly In Alternative...



Der Nxai Pan Nationalpark in Botswana ist das Pendant zur Masai Mara in Kenia und der Serengeti in Tansania, nur viel kleiner und noch weitestgehend unbekannt - ein Juwel unter Insidern...



Makgadikgadi-Pans-Nationalpark heisst übersetzt „ausgedehntes lebloses Land“. Eine einsame und menschen-leere Gegend, unglaublich viel Tiefsand, ursprünglich und atemberaubend anzusehen. Hier leben die größten Zebra und Gnu Herden des südlichen Afrika. An den Ufern des Boteti Flusses lässt sich der ganze Tierreichtum der Makgadikgadi erleben - ein einmaliges Erlebnis, ein Geheimtipp für Insider, die die Einsamkeit und die Wildnis lieben...



Fotoblog: Wildlife und Safari Fotografie -  was ist zu beachten, eine Bedienungsanleitung

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Kommentare: 1
  • #1

    Pete (Sonntag, 15 Oktober 2023 18:11)

    "Darüber hinaus kann ich mich auch nach längerer Zeit nicht so wirklich mit dem digitalen Sucher anfreunden und das Fotografieren mit dem Live View ist nicht zweckmäßig, dennoch halte ich das Micro Four Third Format für eine echte Alternative. "

    Es gibt sehr feine MFT (Panasonic) die einen Sucher haben.